Der in der Finanzkrise teilverstaatlichten Bank fehlten rund zwei Milliarden Pfund (2,35 Milliarden Euro), um eine neuerliche Finanzkrise zu überstehen, erklärte die Bank of England (BoE) am Mittwoch in London. Frisches Kapital braucht die RBS aber offenbar nicht. Die Großbank habe mit der Bankenaufsicht PRA bereits Maßnahmen vereinbart, um die Lücke zu schließen - etwa den Verkauf fauler Kredite und Kostensenkungen. Von den sieben Instituten, die sich der Simulation der Notenbanker stellen mussten, offenbarten auch Barclays und Standard Chartered Schwächen. Sie hätten aber bereits die notwendigen Maßnahmen ergriffen, um sich krisenfester aufzustellen.

Die RBS kämpft derzeit an mehreren Fronten: In den USA ringt sie um eine Einigung mit den Behörden wegen des Verkaufs von verbrieften Hypothekenpapieren vor der Finanzkrise. Ein Vergleich könnte sie nach Schätzung von Analysten in den nächsten Monaten neun Milliarden Pfund kosten. Doch das sind nicht die einzigen Rechtsstreitigkeiten, mit denen sich die RBS herumschlägt. Zudem hat sie Probleme, ihre britische Filialbank-Tochter Williams & Glyn loszuschlagen. "Die Herausforderung sind ihre Altlasten", sagte Notenbankchef Mark Carney auf einer Pressekonferenz. Im Kerngeschäft habe die RBS in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht.

"RBS hat sich mit der Finanzaufsicht auf eine revidierte Kapitalplanung geeinigt, um ihre Widerstandsfähigkeit vor dem Hintergrund der verschiedentlichen Herausforderungen für die Bank und die Wirtschaft im Allgemeinen zu verbessern", teilte das Institut mit. Jefferies-Analyst Joseph Dickerson erklärte, Ausschüttungen an die Aktionäre seien angesichts der erwarteten Umbaumaßnahmen in weite Ferne gerückt. Die RBS-Aktie brach in London vier Prozent ein.

BREXIT MACHT BANK OF ENGLAND SORGEN

Es war der dritte Stresstest der Bank of England seit der Finanzkrise und der bisher härteste. Sieben Institute mussten simulieren, wie sie mit einem globalen wirtschaftlichen Schock und gleichzeitigen Problemen auf dem britischen Markt fertig werden würden. Nur vier kamen ungeschoren davon: HBSC, Lloyds, Nationwide und Santander UK. Die Ergebnisse fielen aber insgesamt schlechter aus als Experten erwartet hatten.

Die Bank of England zog dennoch ein positives Fazit. Mit einer Kapitaldecke von 13,5 Prozent der Bilanzrisiken seien die Banken ausreichend ausgestattet, um die Realwirtschaft auch unter Stress zu unterstützen. Für das nächste Jahr kündigte die BoE aber eine noch härtere Belastungsprobe an. Kopfzerbrechen machen ihr die Folgen des britischen EU-Austritts. "Änderungen an den Geschäftsmodellen in Folge des Rückzugs aus der EU könnten sich auf die Widerstandsfähigkeit auswirken", warnte die Notenbank. Für die Stabilität des britischen Finanzsystems komme es darauf an, wie geordnet der Brexit vonstatten gehe.