Zürich (awp) - Der Schokoladenhersteller Barry Callebaut ist dank seines Geschäftsmodells gut aufgestellt, um der Kosteninflation zu trotzen. Die meisten Verträge sind so ausgearbeitet, dass das Unternehmen die steigenden Kosten weitergeben kann. Doch auch der weltgrösste Schokoladenkonzern kommt nicht ohne Verhandlungen davon.

Etwa 70 Prozent der Kosten bei Barry Callebaut kämen von den Rohstoffen, erklärte Finanzchef Ben De Schryver am Mittwoch an der Halbjahresmedienkonferenz von Barry Callebaut. Und diese seien üblicherweise durch das sogenannte Cost Plus Modell vor inflationären Einflüssen abgesichert. Das heisst, dass die Verträge so ausgearbeitet sind, dass die Kunden die höheren Inputkosten übernehmen müssen.

Und davon profitiert das Unternehmen stark. "Es ist ein sehr gutes Modell in einem inflationären Umfeld", ergänzte Firmenchef Peter Boone. Während Kakao bislang weitgehend von den steigenden Kosten verschont geblieben ist, gibt es nämlich auch Rohstoffe, die sich deutlich verteuert haben. Dazu gehören etwa Milchprodukte, die bei der Schokoladenproduktion eine wichtige Rolle spielen. Das kann Barry Callebaut aber dank Cost Plus locker wegstecken.

Nur leicht geringere Profitabilität

Dass Barry Callebaut im Halbjahr weniger stark mit der Kosteninflation zu kämpfen hatte als andere Anbieter, zeigt sich in den soliden Ergebnissen. So konnte das Unternehmen den Betriebsgewinn (EBIT) im per Ende Februar zu Ende gegangenen ersten Semester abzüglich Sondereffekte mit 7,2 Prozent deutlich steigern, wenn auch etwas weniger stark als die Verkaufsmenge (+8,7%).

Mit diesen Resultaten sieht sich das Management auch auf Kurs für seine mittelfristigen Ziele. Für die Dreijahresperiode bis und mit dem Geschäftsjahr 2022/23 will Barry Callebaut eine Steigerung der Verkaufsmenge von jährlich 5 bis 7 Prozent erreichen. Der Betriebsgewinn (EBIT) soll zudem stärker zulegen als das Volumenwachstum in Lokalwährungen.

Frachtkosten auf hohem Niveau

Doch es gibt auch Kosten, die durch das Cost Plus Modell nicht abgedeckt sind. "Etwa 10 Prozent unserer Kosten entstehen durch die Fracht", erklärte Boone. Und die Transportkosten für Fracht stiegen in jüngster Zeit stark an, unter anderem wegen der grossen Überlastung der Frachtrouten und der hohen Nachfrage nach der Pandemie, aber auch wegen der steigenden Ölpreise. Nun seien sie zwar stabil, befänden sich aber nach wie vor auf sehr hohem Niveau, erklärte Boone.

Für das Unternehmen, das Firmenkunden aus dem Lebensmittelsektor beliefert, heisst das: Verhandeln ist angesagt. Doch trotz der grossen Marktmacht muss das Management bei den Preisverhandlungen vorsichtig sein. "Unser Ziel ist es natürlich, diese Kosten so schnell wie möglich abwälzen zu können", erklärte der CEO, "aber wir müssen natürlich auch auf unsere Kunden Rücksicht nehmen".

Um den Kunden zu helfen, dass sie die steigenden Kosten ausgleichen können, setze Barry Callebaut auch auf Innovation. Man steigere die Effizienz - was sich wiederum in geringeren Kosten niederschlage. Zudem helfe es dem Unternehmen, dass es global tätig ist und somit seine Kunden meist nicht von weit her beliefern muss, sondern von lokalen Fabriken.

Unternehmen hält Russland-Aktivitäten aufrecht

Boone und De Schryver zeigten sich an der Medienkonferenz sichtlich betrübt über die Kriegssituation in der Ukraine. Barry Callebaut bleibt aber in Russland weiterhin aktiv. Das Unternehmen betreibt drei Fabriken in Russland, wovon eine erst letzten Sommer eröffnet wurde. "Die schrecklichen Bilder, die wir aus der Ukraine sehen, setzen uns natürlich Druck - dennoch fühlt es sich richtig an, den Mitarbeitenden und Kunden in Russland verpflichtet zu bleiben", sagte Boone.

Denn das Unternehmen sei für ihn "wie eine Familie" und das schliesse die rund 500 russischen Mitarbeitenden ein, die ja selbst nicht für die Kriegshandlungen ihrer Regierung verantwortlich seien. Zudem beliefere Barry Callebaut Kunden aus dem Lebensmittelsektor und stelle einen Teil der Grundversorgung sicher.

Dass Barry Callebaut im B2B-Geschäft tätig ist, hilft dem Unternehmen, seine Aktivitäten in Russland am Laufen zu halten. Denn während Mitbewerber - beispielweise Nestlé oder auch Lindt & Sprüngli - ihre Geschäfte in Russland nicht zuletzt wegen des öffentlichen Drucks ganz oder zumindest teilweise einstellten, agiert Barry Callebaut im Hintergrund. Es produziert keine eigenen Markenprodukte und ist darum auch weniger exponiert.

tv/tt