Die Zuversicht des weltgrößten Chemiekonzerns, der erst vor kurzem seine Jahresziele zum zweiten Mal angehoben hatte, wird auch von der Ausbreitung der hoch ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus nicht getrübt. "Soweit wir im Moment in den Geschäften sehen können, läuft es mit ungebrochener Dynamik, das zeigen auch die Auftragseingänge", sagte Vorstandschef Martin Brudermüller am Mittwoch bei der Vorstellung der Zahlen. Die Erholung ziehe sich durch alle Regionen und auch durch alle Geschäfte. Bis zum Jahresende erwarte BASF trotz angespannter Lieferketten und mangelnder Rohstoffe weltweit ein gutes wirtschaftliches Umfeld.

Für 2021 rechnet BASF mit einem Umsatzanstieg auf 74 bis 77 (2020: 59,1) Milliarden Euro, der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen soll sich etwa verdoppeln auf 7,0 bis 7,5 (3,6) Milliarden Euro. Für das zweite Halbjahr erwartet Brudermüller, dass es nicht mehr zu starken Einschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität durch Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie kommt. "Die Menschen haben sich überall ein bisschen daran gewöhnt, wirtschaftliche Aktivität mit dem schwierigen Umfeld zu kombinieren." BASF sei daher trotz wieder steigender Infektionszahlen "relativ optimistisch."

Die Chemiebranche und mit ihr Branchenprimus BASF gelten als wichtiger Konjunkturindikator, da ihre Produkte in allen großen Industriezweigen benötigt werden. Auch andere Chemieunternehmen hatten sich zuletzt zunehmend zuversichtlich gezeigt: So hatte auch der Leverkusener Kunststoffkonzern Covestro vor kurzem erneut seine Jahresziele erhöht.

"SUPER MARGEN"

Im zweiten Quartal gaben höhere Preise und eine deutliche Nachfrageerholung BASF Schub. Der Ludwigshafener Konzern setzte 19,8 Milliarden Euro um, ein Plus von 56 Prozent. Unter dem Strich fuhr BASF, das Anfang Juli schon vorläufige Geschäftszahlen veröffentlicht hatte, einen Nettogewinn von 1,65 Milliarden Euro ein. Im Vorjahreszeitraum war wegen hoher Abschreibungen bei der Beteiligung Wintershall Dea noch ein Verlust von 878 Millionen Euro angefallen. Das bereinigte Ergebnis sprang auf 2,35 Milliarden Euro in die Höhe von 226 Millionen vor Jahresfrist.

BASF profitierte dabei vor allem von Zuwächsen in den Geschäften mit Basischemikalien und Kunststoffvorprodukten. Dort habe der Konzern derzeit "super Margen", sagte Brudermüller, die sich im zweiten Halbjahr aber normalisieren dürften, wenn auch in geringerem Umfang als bisher angenommen. Dagegen sank das Ergebnis im zweiten Quartal im Segment Nutrition & Care sowie im Agrargeschäft deutlich, unter anderem wegen höherer Rohstoffpreise und Fixkosten sowie negativer Währungseffekte.

Einen Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Börsenpläne seiner Beteiligung Wintershall Dea ließ der Chemieriese offen. BASF sei fest entschlossen, sich von seinem Anteil an dem Öl- und Gasunternehmen zu trennen, sagte Finanzchef Hans-Ulrich Engel. Er wolle sich aber zeitlich lieber nicht festlegen. Der geplante Börsengang werde nicht mehr dieses Jahr, sondern nach 2021 stattfinden "und dabei möchte ich es gerne belassen." BASF hatte Mitte Juni den für die zweite Jahreshälfte 2021 geplanten Börsengangs auf Eis gelegt. Wintershall Dea entstand 2019 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Wintershall mit dem Rivalen Dea. Die Investorengruppe Letter One, die ehemalige Dea-Eignerin, hält an dem Gemeinschaftsunternehmen 33 Prozent. BASF ist mit 67 Prozent beteiligt.