Von Jenny Strasburg und Benoît Morenne

NEW YORK (Dow Jones)--Deutsche Unternehmen, darunter der Chemiekonzern BASF und der verstaatlichte Energieversorger Uniper, haben in den vergangenen Wochen Gespräche mit LNG-Exporteuren in den USA und anderen über potenzielle Gaslieferungen geführt. Die Lieferungen könnten nach der Mitte des Jahrzehnts beginnen, wie mit den Gesprächen vertraute Personen berichten. Es wird allgemein erwartet, dass es für europäische Staaten schwieriger wird, Gas für die kommenden Winter zu beschaffen, da sie von den russischen Lieferungen weitgehend abgeschnitten sind und der weltweite Wettbewerb um die begrenzten Ressourcen verflüssigten Erdgases zunimmt. Bis etwa 2026, wenn die geplanten Projekte in den USA und Katar in Betrieb gehen, wird kaum zusätzliches LNG auf den Markt kommen, und Europa wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich um knappe Lieferungen konkurrieren.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine unterzeichneten einige europäische Unternehmen Verträge für US-LNG. Der Kontinent wird in den kommenden Jahren aber mehr davon brauchen. Die Verhandlungen seien ein Zeichen für die wachsende Besorgnis über die Energiesicherheit, so die informierten Personen. Die Gespräche sind auch kompliziert, denn während viele Europäer Gas für fünf bis zehn Jahre benötigen, zögern einige Unternehmens- und Regierungsvertreter, längerfristige Lieferverträge zu unterzeichnen. Deutschland und andere europäische Länder hätten sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe drastisch zu senken, und die Unternehmen seien besorgt, dass sie für Gas, das sie nicht mehr benötigen, am Haken hängen könnten, heißt es. BASF und Uniper suchten nach Möglichkeiten, mehr Erdgas zu beziehen, unter anderem durch LNG, so Sprecher der Unternehmen.

Deutsche Regierungsvertreter verfolgten die Diskussionen über Gaslieferungen, einschließlich separater Gespräche mit dem norwegischen Öl- und Gasunternehmen Equinor. Manchmal schlügen sie auch Unternehmen vor, mit denen Kontakt aufgenommen werden sollte, sagen einige der informierten Personen. Eine Sprecherin des Bundesministeriums für Wirtschafts und Klima sagte, der Gaseinkauf liege in der Verantwortung der Unternehmen. Der Vorstandsvorsitzende von Equinor, Anders Opedal, sagte kürzlich in einem Interview: "Wir arbeiten eng mit der deutschen Industrie zusammen, um eine gemeinsame Basis für potenzielle künftige Investitionen zu finden", sowohl bei Öl und Gas als auch bei kohlenstoffarmer Energie.

EU-Beamte hatten vorgeschlagen, ein Kollektiv europäischer Unternehmen zu bilden, um die Gespräche über Gasgeschäfte zu koordinieren und den Brennstoff gemeinsam einzukaufen, um so zu vermeiden, dass die Unternehmen gegeneinander um dasselbe Gas bieten. Im Oktober hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner seine Unterstützung für diese Idee bekundet.

Einige Führungskräfte der Unternehmen und Regierungsvertreter bezweifeln jedoch, dass ein solches Programm aufgrund der Komplexität des Gasmarktes und der unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Länder funktionierte - und einige Unternehmen verhandeln im Alleingang. "Wir sind nicht völlig überzeugt von den Vorteilen, die durch eine Bündelung der Gasbeschaffung auf europäischer Ebene erzielt werden können", sagte eine Sprecherin der RWE, die im Mai einen unverbindlichen 15-Jahresvertrag mit dem US-amerikanischen LNG-Exporteur Sempra Infrastructure unterzeichnet hatte. Sie sagte, RWE dränge die Regierungsvertreter, langfristige Gasverträge zu unterstützen.

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November 20, 2022 07:47 ET (12:47 GMT)