"Wir wollen Kurs halten", sagte Konzernchef Christian Kullmann am Mittwoch in Essen. Die Folgen der Krise würden Evonik im ersten Quartal beim operativen Ertrag (bereinigtes Ebitda) voraussichtlich mit rund 30 Millionen Euro belasten. Das sei in der Jahresprognose eingerechnet. Diese sieht einen stabilen Umsatz und einen operativen Gewinn in einer Spanne zwischen zwei und 2,3 Milliarden Euro vor. 2019 kam Evonik hier auf 2,153 Milliarden Euro. Dem US-Zukauf PeroxyChem spiele die Krise sogar in die Karten - dessen Desinfektionsmittel "werden uns aus den Händen gerissen".

"Das Jahr 2020 wird kein einfaches Jahr werden", bilanzierte Kullmann. Internationale Handelskonflikte, Schwächen in wichtigen Abnehmerbranchen wie der Automobilindustrie und aktuell die Folgen des Coronavirus machen der Chemie-Branche zu schaffen. Der deutsche Branchenprimus BASF hatte Ende Februar eingeräumt, er halte 2020 angesichts der Unsicherheiten auch einen weiteren Ergebnisrückgang für möglich. Evonik erwartet nun, mit Blick auf die Corona-Krise nach dem ersten Quartal aus dem Gröbsten herauszusein, sagte Kullmann. Die Produktion im besonders betroffenen China sei hochgefahren. Evonik sei zudem auch durch die milliardenschweren Zukäufe der Vergangenheit global breiter aufgestellt und könne regionale konjunkturelle Schwächen und Probleme in Lieferketten ausbalancieren.

Kullmann will Evonik auf margenstarke Geschäfte rund um die Spezialchemie ausrichten. Dies soll sich auch in der Konzernstruktur spiegeln: Zum 1. Juli werden die bisherigen operativen Segmente in vier Divisionen überführt, die sich durch klare strategische Rollen besser steuern lassen sollen, kündigte Evonik an. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern sich im Zuge seiner Konzentration auf die Spezialchemie für rund drei Milliarden Euro von seinem Plexiglas-Geschäft getrennt. Die Essener waren in der Vergangenheit aber auch auf Einkaufstour gegangen. Zuletzt hatten sie die Übernahme des US-Unternehmens PeroxyChem in trockene Tücher gebracht.

Die Anteilseigner rund um die RAG-Stiftung sollen für 2019 eine unveränderte Dividende von 1,15 Euro je Aktie erhalten. Die Essener Stiftung, die für die Folgekosten des Steinkohle-Bergbaus in Deutschland aufkommt, kann die Gelder gut gebrauchen. Sie übernimmt mit einem Investoren-Konsortium die Aufzugssparte des Essener Thyssenkrupp-Konzerns. Die Stiftung spiele "kein Monopoly", sagte Kullmann.