Taucher hätten die Leiche am Mittwoch um die Mittagszeit aus dem Becken des Ludwigshafener Landeshafen geborgen, teilten die Behörden und das Unternehmen mit. Damit erhöht sich die Zahl der Todesopfer auf drei. Bei der Explosion von Chemikalienleitungen am Montag waren auch zwei Berufsfeuerwehrleute ums Leben gekommen. Acht Menschen wurden schwer verletzt, 17 weitere leicht. Während der Arbeiten an einer Rohrleitung war es zu einem Brand und später zu Explosionen von brennbaren Flüssiggasen gekommen.

Der Chemieriese BASF kann nach der Havarie nun womöglich wochenlang bestimmte Produkte nicht herstellen. Große Teile des größten Chemiestandorts der Welt sind lahmgelegt. Die Unglücksstelle am Ludwigshafener Landeshafen war auch zwei Tage später noch nicht zugänglich. Personalchefin Margret Suckale hatte bereits erklärt, dass die Einschnitte bei der Produktion substanziell seien. BASF fertigt dort aus Rohstoffen wie Ethylen und Propylen Ausgangsstoffe für zahlreiche andere Materialien wie Kunststoffe, Lacke oder Kleber. Wie lange die Anlagen, darunter die zwei zentralen Steamcracker, stillstehen, sei momentan nicht abzuschätzen, sagte eine Firmensprecherin am Mittwoch. Welche Produktgruppen genau betroffen seien, werde der Konzern aus Markt- und Wettbewerbsgründen ohnehin nicht preisgeben.

Analysten rechnen damit, dass die Fertigung in Ludwigshafen womöglich über das Jahresende hinaus ruht. Bis Staatsanwaltschaft und BASF selbst den Schaden untersucht haben, die Leitungen repariert und abgenommen sind, dürften Wochen vergehen. Die Ludwigshafener verwiesen auf ihre umfassende finanzielle Absicherung. "BASF verfügt über eine Sachversicherung für eigene Schäden sowie eine Haftpflichtversicherung für Schäden bei Dritten", teilte das Unternehmen mit. NordLB-Experte Thorsten Strauß äußerte sich mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen deshalb gelassen. "Die finanziellen Belastungen für das Unternehmen dürften sich in Grenzen halten, da die Schäden größtenteils versichert sein sollten. Entsprechend moderat blieb die Börsenreaktion auf den Vorfall", erklärte der Experte. In den vergangenen Tagen bewegte sich die BASF-Aktie im Dax kaum.

In welchem Umfang Zulieferer und BASF betroffen sind, ist noch weitgehend unklar. Der Münchner Industriegasekonzern Linde beliefert die Kurpfälzer, erwartet aber keine Konsequenzen. "Selbst wenn Produktion heruntergefahren werden sollte, ist vertraglich festgesetzt, welche Mengen abgenommen werden müssen", erklärte ein Linde-Sprecher. Lanxess und Wacker Chemie sehen sich in nicht betroffen. Evonik blickt indes sorgenvoller auf den Schaden. "Mögliche Folgen des Ereignisses für Lieferketten werden geprüft", erklärte ein Sprecher des Chemiespezialisten. Branchenexperten rechnen damit, dass von dem Ausfall vor allem die US-Konkurrenten Dow Chemical und LyondellBasell Industries sowie die österreichische Borealis profitieren werden.