Stockholm (Reuters) - Die Explosionen an den beiden Nord-Stream-Gaspipelines sind Schweden zufolge auf Sabotage zurückzuführen.

An den Leitungen seien Reste von Sprengstoff gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag in Stockholm mit und sieht damit einen Anfangsverdacht bestätigt. An den nach Deutschland verlaufenden Röhren in der Ostsee waren Ende September in dänischen und schwedischen Gewässern vier Lecks festgestellt worden. Bereits kurz danach wurde weitgehend Sabotage als Grund angenommen. Durch die Pipeline Nord Stream 1 hatte Russland bis zum Lieferstopp Gas aus Sibirien nach Deutschland und in weitere europäische Länder gepumpt. Nord Stream 2 wurde wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht in Betrieb genommen.

Ermittler aus Schweden und Dänemark untersuchen die insgesamt vier Lecks an den beiden Doppelröhren Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Dänemark hatte im Oktober nach ersten Ermittlungen erklärt, dass die Löcher von heftigen Explosionen verursacht wurden. Die schwedische Staatsanwaltschaft teilte mit, es seien Gegenstände gesichert worden, die Spuren von Sprengstoff aufwiesen. Diese würden nun weiter untersucht. Die Spuren stützten die Annahme, dass es sich um grobe Sabotage handele. Die Zusammenarbeit mit den Behörden in Schweden und weiteren Länder sei hervorragend, sagte der führende Staatsanwalt Mats Ljungqvist. Nähere Einzelheiten wollten die Ermittler nicht nennen.

RUSSLAND: ERGEBNISSE STÜTZE THESE EINES ANSCHLAGS

Das russische Präsidialamt erklärte, eine Entscheidung über Reparaturen werde nicht vor dem Abschluss einer umfassenden Schadensaufnahme getroffen werden. Die bisherigen Ergebnisse stützten die Annahme, dass es sich um einen subversiven Akt oder Terroranschlag gehandelt habe. Das russische Verteidigungsministerium hatte im vergangenen Monat erklärt, es habe sich um einen Anschlag britischer Marinesoldaten gehandelt. Die britische Regierung hatte dies zurückgewiesen. Russland wolle nur von seinen militärischen Misserfolgen im Krieg gegen die Ukraine ablenken.

Von den Betreibergesellschaften Nord Stream 1 und Nord Stream 2 war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Gleiches galt für den russischen Gazprom-Konzern, der die Mehrheit an den Gesellschaften hält. An Nord Stream 1 ist unter anderem der deutsche Energiekonzern E.ON beteiligt. Zu den Finanzpartnern von Nord Stream 2 gehört der inzwischen vor der Verstaatlichung stehende Düsseldorfer Versorger Uniper.

(Bericht von Anna Ringstrom, geschrieben von Christian Götz, Tom Käckenhoff; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

- von Anna Ringstrom und Terje Solsvik