BERLIN (Dow Jones)--Der Hohe Vertreter der EU für die Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, kritisiert die deutsch-russische Gaspipeline Nord Stream 2. Das Projekt sei "nicht hilfreich - weder für die Diversifizierung von Europas Energieversorgung noch für die Energieunabhängigkeit der EU", sagt der Vizepräsident der EU-Kommission im Spiegel.

Er wies die Darstellung der deutschen Bundesregierung zurück, es handele sich bei der Pipeline um ein rein ökonomisches Projekt. "In diesen Größenordnungen gibt es keine rein wirtschaftlichen Projekte", sagt Borrell. "Sie haben immer auch eine geopolitische Dimension, ob einem das gefällt oder nicht." Es sei offensichtlich, dass die Geopolitik auch bei den Entscheidungen zu Nord Stream 2 eine Rolle gespielt habe, so der Spanier.

Borrell verteidigt die jüngst von den EU-Außenministern wegen der Verurteilung des Kremlgegners Alexej Nawalny gegen Russland verhängten Sanktionen. Es sei das erste Mal, dass die EU ihr Menschenrechtsregime anwende. "Damit bestrafen wir Verantwortliche aus Sicherheitsapparat und Justiz, die an der Verurteilung Nawalnys und der Unterdrückung der Demonstrationen beteiligt waren."

Nord Stream 2 steht bereits seit längerem unter scharfer Kritik. Die USA und mehrere europäische Staaten, wie etwa Polen, warnen vor einer zu großen Abhängigkeit Deutschlands und Europas von russischem Gas und warnen vor negativen Folgen für osteuropäische Staaten.

Die deutsche Regierung hat in der Vergangenheit gewarnt, ein Stopp von Nord Stream 2 könnte zu wirtschaftlichem Schaden bei mehr als 100 Unternehmen aus zwölf europäischen Ländern führen. Etwa die Hälfte stammt aus Deutschland.

Die etwa 2.100 Kilometer lange Ostsee-Pipeline soll Gas direkt von Russland nach Deutschland bringen und ist nahezu fertig gestellt. Aktuell wird das Projekt auch von Sanktionen durch die USA bedroht.

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February 26, 2021 10:35 ET (15:35 GMT)