Basel (awp) - Das Biopharma-Unternehmen Basilea hat sich durch eine Lizenzvereinbarung mit Pfizer mehr finanziellen Spielraum verschafft. Im Rahmen der Vereinbarung wird der US-Konzern künftig das Mittel Cresemba (Isavuconazol) in Europa, Russland, der Türkei und Israel vermarkten. Basilea erhält dafür eine Abschlagszahlung von 70 Mio CHF und hat Anspruch auf weitere Meilensteinzahlungen von bis zu 427 Mio USD sowie umsatzabhängige Lizenzgebühren im Mittzehner-Prozentbereich.

Die Vereinbarung mit dem US-Konzern gebe seinem Pharmaunternehmen mehr Freiraum, um sich auf die aktuellen Pipeline-Projekte zu fokussieren, erklärt CEO Ronald Scott am Donnerstag im Gespräch mit AWP. "Wir haben durch dieses Abkommen die Möglichkeit, uns noch stärker auf die laufenden Projekte sowie Ergänzungen für die F&E-Pipeline in unseren Kerngebieten Onkologie und Antiinfektiva zu konzentrieren", sagt Scott.

PFIZER KANN CRESEMBA-POTENZIAL VOLL AUSSCHÖPFEN

Man sei die Vereinbarung eingegangen, "weil wir glauben, dass das Potenzial von Cresemba so noch besser umgesetzt werden kann", erklärt Scott die Beweggründe. So werde Pfizer die Vermarktungsrechte für Europa erhalten. Damit werde Basilea die bisher quasi in Eigenregie bedienten Märkte ebenfalls an Pfizer übergeben. Allerdings müssen die Behörden noch der Transaktion zustimmen. Damit dürfte laut Manager im Laufe des dritten Quartals zu rechnen sein.

Für Basilea selbst geht die Vereinbarung mit einer Verbesserung des finanziellen Ausblicks für das Geschäftsjahr 2017 einher. Wie es in der Medienmitteilung heisst, werde sich der Betriebsaufwand auf 9 bis 10 Mio CHF pro Monat verringern, beim durchschnittlichen Betriebsverlust wird mit rund 2 bis 3 Mio pro Monat gerechnet. Ab Closing werden Cresemba-Umsätze von Pfizer verbucht.

MEILENSTEINE ERWEITERN SPIELRAUM

Im Gesamtjahr rechnet Basilea neu mit Gesamtumsätzen aus Produktverkäufen in Höhe von rund 11 Mio CHF. Bei der Präsentation der Jahreszahlen für 2016 im Februar hatte das Unternehmen hier noch 15 Mio CHF in Aussicht gestellt. Den Ergebnisbeitrag der Transaktion schätzt Basilea auf rund 6 Mio.

Finanzieller Spielraum entsteht nicht zuletzt auch durch die möglichen Meilensteinzahlungen, die Basilea laut Vereinbarung noch zufliessen können. So werden bei Erreichen von regulatorischen und umsatzabhängigen Meilensteinen weitere Zahlungen von bis zu 427 Mio CHF fällig. Beispielsweise sei das Mittel in Spanien noch nicht lanciert und in Russland noch nicht zur Zulassung eingereicht worden, führt der CEO aus.

WEITERHIN FOKUS AUF ZWEI STANDBEINE

Sein Unternehmen werde sich auch in Zukunft auf die zwei Standbeine Onkologie und Antiinfektiva fokussieren, betont Scott. "Wir bleiben auch weiterhin darauf ausgerichtet, Medikamente zu entwickeln, mit denen Resistenzen überwunden werden können."

Nicht zuletzt dank der Vereinbarung mit Pfizer schaue man aber neben der Forschung an den eigenen Projekten auch nach möglichen Partnerschaften, durch die die Pipeline noch erweitert werden könne.

Bei Investoren und Analysten kommt die Vereinbarung gut an. Bei Baader Helvea erhöht Analyst Bruno Bulic das Kursziel auf 102 von 92 CHF und bleibt bei der Buy-Empfehlung. Diese Vereinbarung dürfte das kommerzielle Potenzial von Cresemba komplett erschliessen. Basilea-Aktien gehören mit einem Kursgewinn von 6,0% zu den grössten Gewinnern am Markt. Der Gesamtmarkt (SPI) gibt zeitglich um 0,56% nach.

hr/dm