Das Scheitern von Asundexian - einem potenziellen Blockbuster - in Phase drei ist ein schwerer Schlag für Bayer. Seine Pharmasparte, einst das Kronjuwel, hat schon lange keine Innovationen mehr hervorgebracht. Die Patentabläufe von Xeralto und Eylea stehen unmittelbar bevor und das Spiel mit Reformulierungen wird das Ende der Patentlaufzeit nicht ewig hinauszögern.
Die Sparte Agrarwissenschaften kämpft mit schrumpfenden Märkten und einer immer länger werdenden Liste von Gerichtskosten. Die Übernahme von Monsanto zeichnet sich bereits als eines der größten Desaster des modernen Kapitalismus ab.
Bayer hatte einen Scheck über 55 Milliarden Euro für die Übernahme von Monsanto ausgestellt - eine Summe, die im Vergleich zur aktuellen Marktkapitalisierung von 40 Milliarden Euro das Ausmaß der Wertvernichtung verdeutlicht. Die Deutschen sind, so muss man sagen, auf den faulen Monsanto-Apfel hereingefallen und wurden von den Amerikanern über den Tisch gezogen.
Die Consumer Health Division hingegen dümpelt vor sich hin. Ihr Wachstum ist seit Jahren stagnierend und ihre Margen sind unter Druck. Andere große Pharmaunternehmen haben ihre vergleichbaren Sparten bereits an Konsumgüterkonzerne wie P&G und Unilever abgestoßen. Bayer hinkt jedoch hinterher.
Der neue CEO Bill Anderson hat viel Arbeit vor sich und nur eine begrenzte Zeit, um die deutsche Bürokratie aufzurütteln. Anderson war zuvor CEO von Genentech, dem Forschungs- und Entwicklungszweig von Roche.
Es ist klar, wo der Fokus des Bayer-Vorstands liegt: auf der Revitalisierung der Pharmasparte und nicht auf einer umfangreichen Umstrukturierung, wie sie von den Aktivisten im Konzern gefordert wird.
Würde eine solche Umstrukturierung Sinn machen? In der Vergangenheit hat Bayer seine Absicht, die Agrarwissenschafts- und Consumer Health Divisionen zu behalten, mit ihrer Fähigkeit zur Finanzierung der Forschung und Entwicklung in der Pharmasparte gerechtfertigt. Die Strategie scheint nicht unlogisch, insbesondere angesichts der hohen Verschuldung, die dem Konzern wenig Spielraum lässt.
Aber selbst wenn man eine Trennung der Einheiten in Betracht zieht, was würde Bayer wirklich gewinnen? Angeglichen an die Bewertungsniveaus von FMC oder Corteva könnte Monsanto 50 Milliarden Euro wert sein. Die Pharmasparte könnte mit 30 Milliarden Euro und die Consumer Health Division mit 10 Milliarden Euro bewertet werden.
Abzüglich der Nettoschulden von 45 Milliarden Euro - einschließlich 10 Milliarden Euro Rückstellungen für Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten - ergibt sich ein Nettovermögenswert von 45 Milliarden Euro. Wendet man auf diesen Betrag einen leichten Holding-Abschlag an, erscheint die aktuelle Marktkapitalisierung rational.
Bill Anderson hat recht, wenn er eine grundlegende Reform der Unternehmenskultur anstrebt. Die Aufgabe scheint jedoch herkulisch. Ohne eine schnelle Revitalisierung der Pharmasparte und eine göttliche Intervention, um das juristische Alptraumszenario mit Glyphosat endlich zu beenden, wird Bayer bald in eine unhaltbare Situation geraten.