LEVERKUSEN (awp international) - Der Bayer-Konzern kann eine weitere rechtliche Baustelle in den USA nicht wie erhofft schliessen. Eine im Juni im Rahmen eines grossen Vergleichspakets mit US-Klägern vereinbarte Einigung wegen angeblich mit der Chemikalie PCB verseuchten Gewässern wurde vom zuständigen Bundesbezirksgericht in Los Angeles zurückgewiesen. Das bestätigte ein Konzernsprecher zu Wochenbeginn. Die Entscheidung des Gerichts war bereits vergangene Woche gefallen. Derweil veräussert der Konzern einen Grossteil seiner durch einen Spartenverkauf erhaltenen Aktien des US-Tiermedizinspezialisten Elanco - und streicht dafür nach Angaben vom Dienstag einen Milliardenbetrag ein.

Die Bayer-Aktie lag am Vormittag 1,7 Prozent im Plus bei 49,10 Euro. Für die verkauften Elanco-Aktien musste der Konzern mit 30,25 US-Dollar je Papier nur einen geringen Abschlag zum letzten Schlusskurs von 30,59 Dollar hinnehmen. Die Bayer-Aktie hat nach einem enttäuschenden Verlauf im laufenden Jahr rund ein Drittel ihres Wertes verloren. Neben dem Corona-Crash im Frühjahr sorgte auch der schwache Ausblick Anfang Oktober für Ernüchterung.

Für die 54,5 Millionen Elanco-Aktien fliessen nun 1,65 Milliarden Dollar (1,38 Mrd Euro) in die Konzernkassen. Zudem hat Bayer vereinbart, dass in den kommenden 30 Tagen weitere knapp 8,2 Millionen Aktien den Besitzer wechseln könnten.

Bayer hatte mit dem abgeschlossenen Verkauf der eigenen Tiermedizinsparte an Elanco Anfang August neben knapp 5,2 Milliarden Dollar in bar auch 72,9 Millionen Aktien von Elanco erhalten - das entsprach einem Anteil von rund 15,5 Prozent an den Amerikanern. Bayer hatte bereits angekündigt, das Paket wieder verkaufen zu wollen.

Mit dem Verkauf erhalte Bayer Geld, das der Konzern gut gebrauchen könne angesichts teurer Vergleiche für die Saatgutsparte, sagte ein Händler. Bayer hatte im Sommer einen gross angelegten Vergleich für US-Rechtsstreitigkeiten rund um den übernommenen Saatgutkonzern Monsanto angekündigt. Dabei sind für bestehende Klagen zum Unkrautvernichter Glyphosat bis zu 9,6 Milliarden Dollar vorgesehen.

Bayer schlägt sich gleich mit mehreren Rechtsverfahren in den USA herum. Der zuständige Richter im PCB-Fall um angeblich verseuchte Gewässer weigerte sich nun, dem Kompromiss der Streitparteien zuzustimmen. Er kritisierte unter anderem, dass die vereinbarten Entschädigungszahlungen "bescheiden" und die Bestimmungen bei künftigen Haftungsfragen "vage" seien. Bayer erklärte, den Vergleichsentwurf mit den Klägern überarbeiten zu wollen. Das Gericht räumte dafür Zeit bis zum Jahresende ein.

Bayer hatte sich mit den Klägern eigentlich auf eine Zahlung von 650 Millionen Dollar (545 Mio Euro) zur Beilegung des grössten PCB-Verfahrens in den USA geeinigt. Bei dem Rechtsstreit geht es um vor Jahrzehnten entstandene Umweltschäden - ein Teil der diversen juristischen Altlasten, die Bayer 2018 mit dem rund 63 Milliarden Dollar teuren Kauf von Monsanto übernahm.

In den PCB-Verfahren wird Monsanto vorgeworfen, jahrzehntelang verheerende Folgen der toxischen Schadstoffe für Natur und Lebewesen verschwiegen zu haben. Das Unternehmen sei von 1935 bis 1977 der einzige Hersteller von Polychlorierten Biphenylen (PCB) in den USA gewesen. 1979 wurde die Chemikalie dort verboten. In Deutschland darf PCB seit Ende der 1980er Jahre nicht mehr verwendet werden./men/hbr/ngu/stk