Der US-Wettbewerber steigt damit zum weltweit zweitgrößten Anbieter in der Tiergesundheit auf - nach Zoetis, aber noch vor dem deutschen Rivalen Boehringer Ingelheim. Von Elanco bekommt Bayer für das Geschäft 5,3 Milliarden Dollar in bar, den Rest erhalten die Leverkusener in Aktien des amerikanischen Unternehmens. Die betroffenen Mitarbeiter in Deutschland bleiben bis Ende 2025 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt und sollen zu vergleichbaren Konditionen weiterbeschäftigt werden, wie Bayer am Dienstag mitteilte.

Reuters hatte bereits im Juli von Insidern erfahren, dass Bayer einen Abschluss mit Elanco erwägt. Die Trennung von den Tierarzneien ist der größte Baustein beim Umbau von Bayer, den Vorstandschef Werner Baumann Ende vergangenen Jahres angekündigt hatte. Der Verkauf des Bayer-Anteils am Chemieparkbetreiber Currenta sowie von Marken im Bereich Sonnenschutz und Fußpflege wurde bereits in die Wege geleitet. Den mit Tausenden Glyphosat-Klagen überzogenen Bayer-Konzern will Baumann mit dem Umbau schlagkräftiger machen. Er hat allerdings auch den Abbau von rund 12.000 Arbeitsplätzen zur Folge. Den jüngsten Verkaufserlös kann Bayer gut gebrauchen: Den Konzern drücken nach der 63 Milliarden Dollar teuren Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto hohe Schulden. Auch sind Investitionen in die Pharmapipeline nötig, da unter den Bayer-Medikamenten wichtige Umsatzbringer in den nächsten Jahren ihren Patentschutz verlieren. Zudem wird der Konzern nach Einschätzung von Experten Milliarden auf den Tisch legen müssen, um sich die Glyphosat-Klagen vom Hals zu schaffen.

Baumann hatte zwar bei der Vorstellung der Verkaufspläne beteuert, diese seien keine Reaktion auf den Monsanto-Kauf und die Klagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des von Monsanto entwickelten Unkrautvernichters. In den USA sieht sich der Konzern inzwischen aber mit etwa 18.400 Klägern konfrontiert - und Baumann zieht einen Vergleich in Betracht, wenn damit der gesamte Rechtsstreit endgültig beigelegt werden kann.[nL8N24V6NH]

ELANCO STEIGT IN DER LIGA DEUTLICH AUF

Zur genauen Höhe seines künftigen Anteils an Elanco machte Bayer am Dienstag keine Angaben. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern beabsichtige aber, sich von diesem Aktienpaket "zu gegebener Zeit" zu trennen, hieß es. Nach Angaben von Elanco bekommt Bayer rund 68 Millionen Aktien des US-Konzerns, das würde nach Daten von Refinitiv einem Anteil von gut 18 Prozent entsprechen. Die endgültige Zahl der Aktien, die Bayer beim Abschluss der Transaktion erhält, könnte aber noch um bis zu 7,5 Prozent nach unten oder oben schwanken, abhängig von der Kursentwicklung der Elanco-Aktie.

Derzeit ist Bayer im Tiergesundheitsgeschäft weltweit die Nummer fünf hinter der Pfizer-Abspaltung Zoetis, Boehringer Ingelheim, Merck & Co. Danach folgt Elanco, eine Ausgründung des US-Pharmakonzerns Eli Lilly. Mit dem Deal überholt Elanco nun den Familienkonzern Boehringer Ingelheim, der 2017 sein Geschäft mit der Übernahme der Tiermedizinsparte Merial des französischen Pharmakonzerns Sanofi deutlich ausgebaut hatte. 2018 setzte Bayer im Bereich Tiergesundheit mit Produkten wie dem Flohhalsband Seresto 1,5 Milliarden Euro um, knapp 3,8 Prozent des Konzernumsatzes. Das Geschäft wird bei der Transaktion mit dem 18,8-fachen des bereinigten operativen Gewinns (Ebitda) der Sparte bewertet. Mit dem Abschluss des Deals rechnet Bayer Mitte 2020.