LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer will noch mehr sparen und schließt dabei auch einen weiteren Arbeitsplatzabbau nicht aus. Gleichzeitig schaut der Dax-Konzern mit Vorsicht auf das kommende Jahr. An der Börse ging es für die Bayer-Aktie am Donnerstagmorgen nach den Nachrichten und dem mauen Ausblick tief in den Keller.

Bayer hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass von 2024 an zusätzlich mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr an Kosten wegfallen sollen. Dies sei nötig, um in einem anhaltend herausfordernden Marktumfeld bestehen zu können. Für 2021 rechnet das Unternehmen beim währungsbereinigten Ergebnis pro Aktie mit einem Rückgang, der Umsatz soll in etwa auf dem Niveau von 2020 liegen. Der Konzern erklärte, Wachstum und Barmittelfluss dürften 2021 voraussichtlich niedriger ausfallen als geplant und könnten nur zum Teil durch Einsparungen ausgeglichen werden.

Bei Anlegern sorgte dies für lange Gesichter: Kurz nach Handelsbeginn rutschten die Bayer-Papiere fast 13 Prozent ab und lagen zuletzt noch mit rund zehn Prozent im Minus. Im laufenden Jahr haben die Titel bereits über ein Drittel an Wert verloren, in den zurückliegenden drei Jahren sieht es mit einem Minus von rund 60 Prozent noch schlechter aus.

Auch Analysten zeigten sich enttäuscht: Die Prognose für 2021 liege erheblich unter den Markterwartungen und die Dividende werde deutlich gekürzt, urteilte Analyst Stephen McGarry von der britischen Investmentbank HSBC. Die Covid-19-Pandemie belaste kurzfristig das Pharma- und Agrargeschäft und die Barmittel-Entwicklung lasse ausgerechnet dann nach, wenn Bayer im Pharmabereich mehr investieren sollte. Der Experte senkte seine Schätzungen für Umsatz, Gewinn und Dividende.

Aus Sicht von Bernstein-Analyst Gunther Zechmann dürften die Erwartungen des Marktes an den Gewinn je Aktie 2021 nun deutlich sinken. Dass die erstmals genannten Ziele unter den Konsensschätzungen lägen, führte Analystin Emily Field von der britischen Investmentbank Barclays insbesondere auf die gesenkten Wachstumsziele für das Agrargeschäft zurück.

Unterdessen sollen die genannten Einsparungen zusätzlich zu den jährlichen Ergebnisbeiträgen ab 2022 in Höhe von 2,6 Milliarden Euro erreicht werden, die im November 2018 angekündigt worden waren, wie Bayer weiter mitteilte. Dabei sei auch ein weiterer Abbau von Arbeitsplätzen möglich. Das Geld sei für weitere Investitionen in Innovation und profitable Wachstumschancen sowie zum Schuldenabbau vorgesehen.

Den gesenkten Ausblick für dieses Jahr bestätigte Bayer. Besonders in der Agrarbranche hätten sich in der Corona-Krise die Wachstumserwartungen reduziert, hieß es weiter. Diese Situation werde sich voraussichtlich in nächster Zeit nicht ändern. Die direkten Auswirkungen der Pandemie würden hier tiefgreifender sein als zunächst erwartet.

Neben niedrigeren Preisen, einem intensiveren Wettbewerb und einem geringeren Biokraftstoffverbrauch nannte der Konzern auch teilweise massive negative Währungseffekte wie beispielsweise beim Brasilianischen Real als Belastungsfaktoren. Vor diesem Hintergrund rechnet Bayer mit Abschreibungen im Agrargeschäft im mittleren bis oberen einstelligen Milliarden-Euro-Bereich.

Bei den anderen Geschäftsbereichen sieht es deutlich besser aus. Der Pharmabereich werde voraussichtlich im kommenden Jahr wieder wachsen, hieß es. Dort seien weiter steigende Investitionen geplant, auch durch Zukäufe von Produkten.

Die Gesundheitssparte habe sich stark entwickelt und solle in den kommenden Jahren schneller wachsen als vergleichbare Wettbewerber. Hier kann sich Bayer kleinere Übernahmen vorstellen.

Auf der anderen Seite prüft das Unternehmen auch den Verkauf eigener Geschäfte und Marken in kleinerem Umfang. Die Dividendenpolitik soll zwar beibehalten werden; allerdings wird die Ausschüttungsquote des bereinigten Ergebnisses je Aktie von 30 bis 40 Prozent in den kommenden Jahren am unteren Ende des Korridors liegen und nicht am oberen Ende wie in den vergangenen Jahren./eas/he/tav/jha/