FRANKFURT (dpa-AFX) - Die deutsche Agrarchemiebranche und Bauernvertreter warnen vor einer wachsenden Abhängigkeit von Obst- und Gemüseimporten aus dem Ausland. Schon heute seien im Obst- und Gemüseanbau gegen viele Schädlinge keine wirksamen Pflanzenschutzmittel mehr zugelassen, kritisierten der Industrieverband Agrar (IVA) und der Bundesausschuss Obst und Gemüse am Mittwoch in Frankfurt. Oft könnten Anbauer nur auf kurzfristige Notfallzulassungen hoffen.

Während in Deutschland bei Weizen, Kartoffeln oder Zuckerrüben mehr produziert als im eigenen Land verbraucht werde, liege der Versorgungsgrad bei Obst und Gemüse weit unter dem inländischen Bedarf. Das gelte etwa für Äpfel, Möhren oder Kohl. Mit einer künftig schlechteren Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln könnten sich resistente Schädlinge und Pilzerreger ausbreiten, Ernterisiken wachsen und der heimisch Anbau weiter schwinden, so die Befürchtung. Der "massive Verlust" an Wirkstoffen bedrohe die Existenz der landwirtschaftlichen Unternehmer und damit Kulturlandschaften, sagte Jens Stechmann, Vorsitzender des Bundesausschusses Obst und Gemüse.

Landwirte stehen zunehmend in der Kritik von Umweltschützern, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als wesentlichen Grund für das Insektensterben sehen. Auch die Bundesregierung macht Druck: Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) will ein Aktionsprogramm Insektenschutz unter anderem mit Einschränkungen für Pestizide, mehr Schutzzonen und einem Verbot des umstrittenen Pflanzengifts Glyphosat ab 2024 auf den Weg bringen. Zuletzt gab es aber Streit mit Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), die zu den Gesetzesentwurf zunächst die Landwirtschaft befragen wollte./als/DP/mis