LEVERKUSEN (awp international) - Der Chemiekonzern Covestro steht vor einem Stellenabbau. Im Rahmen eines Transformationsprogrammes überprüfe man die weltweiten Aktivitäten daraufhin, ob sie zur Strategie passten und zu einem nachhaltigen Wachstum beitragen, sagte ein Firmensprecher am Freitag. "In diesem Zusammenhang wird es auch zu personellen Anpassungen kommen." Doppelstrukturen sollen abgeschafft und Abläufe vereinfacht werden. Ersten Schätzwerten zufolge geht es um bis zu 1700 Stellen weltweit und mehr als 900 in Deutschland, die bis Ende 2023 abgebaut werden sollen. Die Zahlen seien aber "absolut nicht in Stein gemeisselt", so der Sprecher. Zuvor hatten die "Rheinische Post" und der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet.

Die Covestro-Aktie legte am Freitagmorgen an der Börse nur einen kurzen Kurssprung um 1,4 Prozent hin. Um die Mittagszeit lag das Papier noch mit 0,35 Prozent im Plus bei 57,20 Euro, gehörte damit aber weiterhin zu den stärkeren Werten im Dax . Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie rund 13 Prozent an Wert gewonnen.

Derzeit hat Covestro weltweit auf Vollzeitbasis etwa 18 000 Beschäftigte, , davon 7600 in Deutschland - mit Standorten in Leverkusen, Dormagen und Krefeld in NRW, Brunsbüttel in Schleswig-Holstein, Bomlitz und Meppen in Niedersachsen sowie Markt Bibart in Bayern. Bei dem Programm, mit dem die Firma "fit für die Zukunft" gemacht werden soll, wird es Firmenangaben zufolge keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Der Stellenabbau soll zum Beispiel über Abfindungen erfolgen. Betriebsbedingte Kündigungen sind in einer Betriebsvereinbarung ohnehin bis Ende 2025 ausgeschlossen, diese Vereinbarung soll bis 2028 verlängert werden.

Das heutige Covestro-Geschäft gehörte früher zu Bayer , 2015 wurde es abgespalten und auf eigene Füsse gestellt. Nach einem schwachen Corona-Jahr 2020 zogen die Geschäfte des Dax-Konzerns zuletzt an. Im ersten Halbjahr 2021 kam Covestro bei einem Umsatz von 7,3 Milliarden Euro auf einen Gewinn von 842 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum war ein Verlust von 32 Millionen Euro angefallen.

Die Kunststoffe von Covestro werden in zahlreichen Produkten verarbeitet - die weichen Schaumstoffe beispielsweise in Matratzen, Autositzen und Sofas und die harten Schaumstoffe als Isoliermaterial in Kühl- und Gefrierschränken sowie in Häuserfassaden. Andere Substanzen - sogenannte Polycarbonate - werden für Autoscheinwerfer und Handy- oder Laptop-Gehäuse genutzt. Lacke, bei denen Covestro die Grundstoffe liefert, sollen Autos und Möbel kratzfest machen./wdw/DP/stw/stk