(neu: Tiefstand der Aktien, Schlusskurse, Morgan Stanley)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenkonzern Continental hat seine Anleger am Mittwoch zum zweiten Mal in diesem Jahr mit einer Prognosesenkung geschockt. Anders als bei der vergleichsweise moderaten Reaktion Mitte April kam es nun zu einer massiven Verkaufswelle: Die Conti-Papiere hatten in der Spitze fast 15 Prozent verloren. Damit waren sie zwischenzeitlich auf das tiefste Niveau seit November 2014 abgesackt.

Zum Handelsschluss kosteten sie bei einem Abschlag von mehr als 13 Prozent 160,85 Euro. Damit waren sie das klare Schlusslicht im kaum veränderten, deutschen Leitindex Dax.

Die Warnung vernichtete bei Continental fast 5 Milliarden Euro an Börsenwert und zog auch die gesamte europäische Autohersteller- und Zuliefererbranche mit in die Tiefe. Papiere von Daimler und VW verloren mehr als 1 Prozent, Teilehersteller wie Schaeffler, Leoni oder Hella gar teils fast 6 Prozent.

Conti peilt für das Gesamtjahr nun nur noch einen Umsatz von 46 Milliarden Euro vor Wechselkurseffekten an, nach bisher 47 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite soll noch bei mehr als 9 Prozent liegen. Bisher waren mehr als 10 Prozent anvisiert worden - bis April gar 10,5 Prozent.

Analystin Victoria Greer von der US-Investmentbank Morgan Stanley meinte, es gebe nun erst einmal mehr Fragen als Antworten. Es sei ihr nicht klar, was sich so stark verändert haben solle, dass der Ausblick nur drei Wochen nach dem Zwischenbericht derart deutlich abgeschwächt werden musste.

Analyst David Lesne von der schweizerischen Großbank UBS rechnet jetzt mit Korrekturen der Markterwartungen für das bereinigte operative Ergebnis im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Die Warnung sei so kurze Zeit nach dem letzten Zwischenbericht nicht gerade vertrauensbildend. Auch für andere Autozulieferer sei die Prognosesenkung ein Dämpfer.

Auch Frank Schwope von der NordLB zeigte sich negativ überrascht. Der starke Kursrückgang nach der Meldung zeige eventuell auch teilweise die Unsicherheit der Marktteilnehmer über die anstehende Umstrukturierung des Konzerns. Das Unternehmen will sich in eine Reifen-, eine Autozuliefer- und eine Antriebsstrang-Sparte gliedern. Letztere soll Anfang 2019 abgespalten werden. Nun ist klar: Die für das Jahr 2019 geschätzten Ziele können auch bei Powertrain nicht mehr erreicht werden.

Probleme könnte Conti laut Schwope in den nächsten Monaten obendrein durch die Problematik rund um das neue Abgasprüfverfahren WLTP, aber auch durch zunehmende weltweite Handelskonflikte bekommen./ag/ajx/jha/la/he