BONN (dpa-AFX) - Die deutschen Autohändler beklagen eine Welle von Auftragsstornierungen durch Fahrzeughersteller. Normalerweise seien diese selten und erfolgten vor allem im Zusammenhang mit Modellwechseln, doch aktuell seien sie sehr viel häufiger, sagte der Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Thomas Peckruhn, am Donnerstag. "Es ist zunehmend ein Abenteuer, ob der Kunde das gleiche Auto bekommt, das er mal bestellt hat."

In einer Umfrage des ZDK hätten 80 Prozent der 884 teilnehmenden Händler von Stornierungen berichtet. Die Betroffenen zählten im Schnitt 37 in den letzten drei Monaten. Das seien außergewöhnlich hohe Zahlen, sagte Peckruhn. Normalerweise gebe es das nur vereinzelt - vielleicht zwei bis fünf Mal pro Autohaus und Jahr. In einem ihm bekannten Fall seien einem Händler jetzt aber 100 Fahrzeuge aus einem Großkundengeschäft gestrichen worden. "Da kann man sich vorstellen, was der Kunde dem Händler sagt." Hinzu komme das entgangene Geschäft für das Autohaus, für das die Händler meist keinen Ersatz bekämen.

Die Händler könnten nichts für die Stornierungen, würden aber wieder einmal zum Prellbock gegenüber den Kunden, monierte der ZDK-Vize. Dabei litten sie bereits unter den langen Lieferzeiten. "Wenn ich als Hersteller einen Auftrag annehme, dann muss ich auch dafür sorgen, dass das Fahrzeug gebaut und geliefert wird", betonte er, "Halbleiterkrise hin oder her". Die aktuelle Situation sei für den Handel "untragbar".

Die Halbleiterkrise bremst bereits seit längerem weltweit die Autoproduktion aus. Vergangenes Jahr wurden in Deutschland 2,6 Millionen Autos neu zugelassen - rund eine Million weniger als im Vorkrisenjahr 2019./ruc/DP/eas