NECKARSULM (dpa-AFX) - Der IT-Dienstleister Bechtle bleibt trotz eines starken Wachstums im ersten Halbjahr vorsichtig für 2022. Sowohl Erlös als auch Vorsteuerergebnis sollen nach wie vor "deutlich" zulegen, teilte der MDax-Konzern am Donnerstag in Neckarsulm mit. Das bedeutet einen Anstieg um fünf bis zehn Prozent. In den ersten sechs Monaten erreichte Bechtle jeweils zweistelliges Wachstum. Die Aktie verlor nach dem guten Lauf der letzten Wochen etwas an Boden.

Das Papier lag am Vormittag 1,5 Prozent im Minus bei 44,86 Euro. Die schwache Entwicklung des freien Finanzmittelflusses falle trotz der guten geschäftlichen Entwicklung ins Gewicht, schrieb UBS-Analyst Michael Briest. Ähnlich äußerte sich Martin Comtesse von der US-Investmentbank Jefferies. Die nur bestätigte Jahresprognose sei vorsichtig angesichts unklarer Wirtschaftsaussichten.

Die Bereitschaft der Kunden in Digitalisierung zu investieren, sei aktuell zwar ungebremst, sagte Vorstandschef Thomas Olemotz. "Die Herausforderungen im weiteren Jahresverlauf werden sicherlich anhalten, vielleicht sogar noch steigen", mahnte er aber. Die Lieferprobleme, vor denen das Management schon lange warnt, würden das Unternehmen bis ins erste Halbjahr 2023 begleiten, sagte Olemotz in einer Telefonkonferenz. Bechtle gilt ohnehin als konservativ bei der Kommunikation der Finanzziele.

Eckdaten hatte das Unternehmen schon vorgelegt und bestätigte diese nun. Der Umsatz wuchs im zweiten Quartal um 14,5 Prozent auf 1,42 Milliarden Euro. Vor Steuern blieben mit 88,5 Millionen Euro neun Prozent mehr Gewinn hängen. Unter dem Strich stieg der Gewinn um 10,8 Prozent auf 63,6 Millionen Euro.

Auch im zweiten Quartal flossen im operativen Geschäft mit 75,3 Millionen Euro viele Finanzmittel ab. Der sogenannte Cashflow sei von Lieferproblemen belastet, hieß es - die Vorräte verharrten auf hohem Niveau. Wenn manche Teile schlecht verfügbar sind, können bei Bechtle vor allem im Projektgeschäft mit IT-Systemen viele Aufträge nicht abschließend ausgeliefert werden. Die Lage habe sich gegenüber dem ersten Quartal aber bereits gebessert, sagte Olemotz./men/jcf/mis