Der neue Henkel-Chef Carsten Knobel will den Konsumgüterkonzern trotz der Rückschläge in der Corona-Krise auf Wachstum trimmen.

Diskussionen im Konzern seien in der Vergangenheit zu oft auf ein reines "weiter so" reduziert worden, sagte Knobel am Mittwoch bei der virtuellen Hauptversammlung der Düsseldorfer: "Das will ich ändern." Er wolle "mutige Schritte" bei der Optimierung des Portfolios unternehmen, die Wettbewerbsfähigkeit stärken und die Unternehmenskultur ändern, um mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeiter zu ermöglichen. Zunächst muss Knobel aber mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise kämpfen. Diese belasteten auch das zweite Quartal, räumte er ein. Es sei "klar, dass es ein schwieriges Quartal sein wird". Die Folgen der Pandemie hatten den Hersteller von Persil-Waschmittel, Pritt-Klebern und Schwarzkopf-Shampoos bereits zu Jahresbeginn gebremst.

Aktionärsvertreter machten Druck auf den neuen Henkel-Chef. "Das neue Management muss zeigen, dass es verloren gegangenen Boden wieder gutmachen kann", erklärte Deka-Vertreter Ingo Speich. Henkel müsse eine "Wachstumskultur schaffen, um zu alter Stärke zurückzufinden". Ob dies mit Knobel gelinge, sei fraglich - denn der ehemalige Henkel-Finanzchef "war lange Jahre Teil des Vorstands und hat die schwache Positionierung mit zu verantworten". Mit Blick auf die schwächelnde Kosmetik-Sparte kritisierte Speich, dass Henkel sich nicht im Rennen um die Haarpflege-Marke Wella durchsetzen konnte. Die Düsseldorfer hatten sich aus dem Bieterwettbewerb um die Coty -Tochter zurückgezogen, diese landete beim Finanzinvestor KKR. Henkel müsse in der Sparte nun organisch wachsen, dafür seien "enorme finanzielle Mittel" nötig: "Möglicherweise muss auch über eine Abspaltung nachgedacht werden." Insgesamt befinde sich Henkel "in einem Wachstumsdilemma und kann mit den unmittelbaren Wettbewerbern nicht mithalten", kritisierte Speich. Jella Benner-Heinacher von der Aktionärsvereinigung DSW mahnte an, Knobel müsse verlorenes Vertrauen der Investoren zurückgewinnen.

Das Henkel-Management hatte in der Vergangenheit die Kosten gedrückt und die Margen auf immer neue Höhen getrieben. Doch seit 2018 läuft es nicht mehr rund. Knobel, der seit 2012 im Vorstand sitzt und zum Jahreswechsel neuer Chef wurde, hatte angekündigt, verstärkt auf Umsatzwachstum, Innovationen und Investitionen setzen zu wollen. Zudem will er sich von Geschäften trennen, für die er keine Wachstumsperspektive sieht.