Basel (awp) - Bell hat im ersten Halbjahr wieder deutlich schwarze Zahlen geschrieben. Von der Corona-Pandemie war der Fleischverarbeiter dabei unterschiedlich betroffen. Die Auswirkungen der Krise dürften aber auch im zweiten Halbjahr zu spüren sein.

Der Warenumsatz der Gruppe betrug in der Periode von Januar bis Juni 2,00 Milliarden Franken und lag damit 1,4 Prozent unter Vorjahr. Bereinigt um Währungseinflüsse und Devestitionen war das organische Wachstum allerdings 2,9 Prozent höher. Den Umsatzverlust durch den Verkauf des Wurstwarengeschäfts in 2019 in Deutschland habe man also kompensieren können, heisst es in einer Mitteilung vom Donnerstag.

Der Geschäftsbereich Bell Schweiz, der rund die Hälfte des Warenumsatzes ausmacht, wuchs organisch um 3,8 Prozent, bei Bell International (knapp ein Viertel des Umsatzes) waren es gar 8,1 Prozent. Der Convience-Bereich (gut ein Viertel) war hingegen um 3,6 Prozent rückläufig.

Durch die mehrwöchigen Lockdowns in vielen Ländern seien die Umsätze im Absatzkanal Food Service während Wochen stark zurückgegangen. Die eingeschränkte Mobilität habe zudem Einfluss auf das Einkaufs- und Essverhalten der Konsumenten gehabt. Davon sei vor allem der Geschäftsbereich Convenience mit seinen To-Go-Sortimenten und einem signifikanten Umsatzanteil im Bereich Food Service negativ betroffen gewesen, heisst es bei Bell.

Positiver Einfluss vom gestoppten Einkaufstourismus

Im Kerngeschäft mit Fleisch und Fleischwaren profitierte die Coop-Tochter hingegen von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Hamsterkäufen und verzeichnete im Absatzmarkt Retail eine deutliche Steigerung, die den Rückgang im Food Service kompensieren konnte. Dies insbesondere im Heimmarkt Schweiz, wo zudem der Einkaufstourismus aufgrund der Grenzschliessungen unterbrochen gewesen war.

Der ausgewiesene EBIT liegt mit 59,4 Millionen Franken um 2,4 Prozent über dem bereinigten Vorjahresniveau. Das ausgewiesene Halbjahresergebnis beläuft sich auf 34,9 Millionen Franken und liegt um 44,5 Millionen über dem durch diverse Sonderfaktoren belasteten Vorjahreswert.

Mit den vorliegenden Zahlen hat Bell die Erwartungen von Analysten gemäss AWP-Konsens ausser beim Reingewinn klar übertroffen.

Corona-Auswirkungen auch im zweiten Halbjahr zu spüren

Mit Blick nach vorne geht das Bell-Management davon aus, dass die Auswirkungen der Pandemie sicherlich auch im zweiten Halbjahr 2020 zu spüren sein werden. Aufgrund dieser unsicheren Ausgangslage sei der Ausblick auf die zweite Jahreshälfte anspruchsvoll.

Bell geht davon aus, dass die teilweise Aufhebung der Corona-Massnahmen schrittweise zu einer weiteren Erholung der Umsätze im Absatzkanal Food Service führen wird. Besser sieht es im Bereich Retail aus. Hier rechnet das Management damit, dass sich die Umsätze wieder auf das Niveau wie vor der Pandemie zurückbewegen werden. Bell Schweiz sei dafür gut gerüstet.

Auch der Geschäftsbereich Convenience dürfte sich im zweiten Halbjahr erholen und deutliche Fortschritte erzielen. Und im internationalen Geschäft geht die Gruppe dank der Fokussierung auf hochwertigen Rohschinken und nachhaltige Geflügelprodukte sowie der Umsetzung von Effizienzsteigerungsmassnahmen von einer Fortsetzung der positiven Entwicklung aus.

Die Resultate warfen am Aktienmarkt keine grossen Wellen. Die Bell-Aktie, die im bisherigen Jahresverlauf - wie schon im ganzen letzten Jahr - eine schwache Performance zeigte, notiert kurz vor 11 Uhr 0,2 Prozent höher bei 239,00 Franken.

Die ZKB meint in einem Kommentar, Bell habe wie erwartet gut abgeschnitten und wurde von der Coronakrise nicht überdurchschnittlich tangiert - ähnlich wie diverse Nahrungsmittelhersteller, deren Produkte zum Grundbedarf gehören. Die Aktie sei moderat bewertet, was aber die Herausforderungen und die Kompetitivität des Sektors widerspiegle.

Gemäss Vontobel sind im EBIT die ersten positiven Auswirkungen der Veräusserungen des verlustbringenden deutschen Wurstgeschäftes zu sehen. Eine weitere Verbesserung sei im zweiten Halbjahr zu erwarten. Die Aktie wird mit 'Hold' bewertet.

uh/ra