Von Rochelle Toplensky

LONDON (Dow Jones)--Vor dem Hintergrund steigender Metallpreise hat BHP-Chef Mike Henry am Dienstag angekündigt, dass die sehr guten operativen Ergebnisse des Bergbaukonzerns "uns die Freiheit erlauben", die Konzernstruktur zu vereinfachen. Nun soll mehr in das investiert werden, was er als "zukunftsweisende Rohstoffe" bezeichnet.

Drei große Veränderungen bahnen sich an. So wird BHP sich von seinen Erdölanlagen im Wert von 15 Milliarden US-Dollar trennen, indem diese mit Woodside Petroleum, einem australischen Ölproduzenten, zusammengelegt werden. Mit einer Investition von 5,7 Milliarden US-Dollar in Kanada wird das Bergbauunternehmen darüber hinaus seine Produktpalette um Kalidünger erweitern. Schließlich strebt das an zwei Börsen notierte Unternehmen ein Delisting in London an. Zudem setzt BHP seine Bemühungen fort, sich von seiner Kraftwerkskohlesparte zu trennen.

Mit diesen Maßnahmen soll der Bergbaukonzern zukunftssicher gemacht werden. Dazu konzentriert er sich verstärkt auf jene Rohstoffe, die bei den neuesten Megatrends eine wichtige Rolle einnehmen: Staatliche Infrastrukturinvestitionen benötigen Stahl, für dessen Herstellung Eisenerz und Hüttenkohle von BHP benötigt werden. Dekarbonisierung und Elektrifizierung werden die Nachfrage nach Nickel für Batterien sowie nach Kupfer für Elektrofahrzeuge und andere Anlagen bzw. Träger der erneuerbaren Energien steigern. Kalidünger soll helfen, die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln und Biokraftstoffen zu decken.


"Grüner Stahl" Knackpunkt bei Dekarbonisierung 

Die Trennung vom Öl- und Gasgeschäft ist ein konkreter Schritt hin zum Ziel von BHP, die Netto-Kohlenstoffemissionen seiner Betriebe bis 2050 auf Null zu reduzieren. Dies und die Investitionen des Unternehmens in Rohstoffe, die mit der Energiewende in Zusammenhang stehen, werden das Unternehmen für zunehmend umweltbewusste Anleger attraktiver machen.

Die Bemühungen des Unternehmens um saubere Energie können jedoch nur bis zu einem gewissen Punkt gehen. Denn das Hauptgeschäft des Konzerns wird auch in den kommenden Jahren der Verkauf von Eisenerz an Stahlproduzenten sein. Darauf entfielen im vergangenen Geschäftsjahr 57 Prozent der Einnahmen und 70 Prozent der Gewinne von BHP. Die globale Stahlproduktion verursacht etwa 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Daran wird sich auch nicht viel ändern, denn der Prozess der Stahlerzeugung ist nur schwer zu dekarbonisieren.

Zwar arbeitet BHP mit verschiedenen Herstellern an einer Reihe von Pilotprojekten für sauberen Stahl, aber die Technologien befinden sich noch in einem frühen Stadium. Zudem steht in den Sternen, ob die preissensiblen Kunden in dieser wettbewerbsintensiven Branche bereit sein werden, einen Aufpreis für grünen Stahl zu zahlen.


BHP künftig nur noch in Australien gelistet 

Die Entscheidung von BHP, der Londoner Börse den Rücken zu kehren, könnte den Druck der Umweltschützer kurzfristig verringern. Die australischen Politiker nehmen den Kampf gegen den Klimawandel zögerlicher an als manche ihrer Kollegen in anderen Ländern. Noch im Jahr 2017 wehrte sich BHP gegen den aktivistischen Investor Elliott Management, der auf eine Zusammenlegung der Börsenpräsenz in Sydney drängte. Nun aber rechtfertigt das Bergbauunternehmen seinen Schritt damit, dass dies rund 1,2 Milliarden US-Dollar weniger koste als damals.

Auch wenn sich umweltbewusste Anleger noch zurückhalten, wird sich der Aktionärskreis von BHP verändern. Die Aktie wird aus dem Londoner FTSE 100-Index herausfallen, was indexgebundene Fonds, die derzeit etwa 14 Prozent der britischen BHP-Aktien besitzen, zum Verkauf zwingt. In der Zwischenzeit profitieren die britischen Aktien, die in der Vergangenheit mit einem Abschlag gegenüber den australischen Aktien gehandelt wurden, von einem Umtauschverhältnis von eins zu eins. Das hat Arbitrageure dazu veranlasst, den Spread zu nutzen. Die britischen Aktien stiegen im Laufe des Tages um etwa 4 Prozent, während ihre australischen Pendants um etwa 1 Prozent nachgaben.

Der strategische Ansatz von BHP für die Energiewende ist viel klarer geworden. Auch wenn das Unternehmen noch nicht wirklich umweltfreundlich ist, wird ihm das Delisting in London wahrscheinlich etwas mehr Zeit verschaffen, den Wandel zu managen.

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August 18, 2021 04:30 ET (08:30 GMT)