Die Märkte neigen zwar zu einer "sanften Landung" der US-Wirtschaft, aber die Landebahn ist immer noch von tückischen Winden umgeben.

Die Aktien an der Wall Street sind zwei Monate lang gestiegen und haben den S&P500 seit Mitte Juni um fast 25% steigen lassen. Die Hoffnungen richten sich darauf, dass die rohstoffbedingten Inflationsraten ihren Höhepunkt erreichen und es der US-Notenbank ermöglichen, die geldpolitischen Bremsen zu lockern und einen sanfteren Konjunkturabschwung herbeizuführen, der eine tiefe Rezession verhindert.

Die am Montag veröffentlichten Konjunkturdaten aus China, dem US-Immobilienmarkt und dem New Yorker verarbeitenden Gewerbe zeigen zwar, dass die Abschwächung weltweit in vollem Gange ist, aber sie schüren auch das Gerede vom "Höhepunkt der Inflation" und einer weniger aggressiven Fed. Chinas überraschende Zinssenkung am Montag unterstrich dies.

Die Ölpreise gaben am Dienstag weiter nach und die Rohölsorte Brent notiert erneut auf dem niedrigsten Stand seit der Invasion in der Ukraine im Februar. Dabei mischen sich Sorgen um die weltweite Nachfrage mit Spekulationen über ein iranisches Atomabkommen und einen Anstieg der Schieferölproduktion in den USA auf ein Niveau, das vor der COVID-Krise lag. Barclays senkte seine durchschnittliche Einschätzung des Brent-Preises für dieses und nächstes Jahr.

Das Problem für die Fed und die Anleger besteht darin, dass die Märkte sich selbst überholen, indem sie die Verschärfung der allgemeinen finanziellen Bedingungen, die die Fed für notwendig hält, um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen, rückgängig machen.

Der Rückgang der Renditen von US-Junk-Bonds um 150 Basispunkte in etwas mehr als einem Monat ist ein deutliches Zeichen dafür, ebenso wie der Rückgang der 30-jährigen Hypothekenzinsen um mehr als einen halben Punkt seit Mitte des Jahres.

Jason Draho von UBS Global Wealth Management ist der Ansicht, dass die "Diskrepanz" zwischen den steigenden Aktienkursen und der stark inversen US-Renditekurve "darauf hindeutet, dass einer von beiden nicht stimmt" - aber es könnte noch einige Wochen dauern, bis das klarer wird.

Die US-Industrieproduktion für den Monat Juli und die Baubeginne stehen am Dienstag auf dem Programm, während die Gewinne von Walmart und Home Depot einen Eindruck davon vermitteln, wie es in den Geschäften zugeht.

Auf dem Armaturenbrett sind die S&P500-Futures und die Treasury-Renditen weitgehend unverändert und der Dollar stärker.

Die hohen Rohstoffpreise sorgten für Rekordgewinne und eine Rekorddividende des Bergbauunternehmens BHP Group, was die Aktien des Unternehmens um 4% steigen ließ und dem Sektor insgesamt Auftrieb verlieh.

Und in einem Kreislauf der hohen Ölpreise zeigte sich, dass der Public Investment Fund (PIF) von Saudi-Arabien die schwindelerregenden Marktpreise nutzte, um sich mit US-Aktien wie Alphabet, Zoom und Microsoft sowie einer ganzen Reihe von Mega-Caps einzudecken.

Grafik:

Überraschungen https://fingfx.thomsonreuters.com/gfx/mkt/znpnernnzvl/Two.PNG

Junk Bonds https://fingfx.thomsonreuters.com/gfx/mkt/zdvxozkkdpx/One.PNG

Lockerung der finanziellen Bedingungen in den USA https://fingfx.thomsonreuters.com/gfx/mkt/movangyzqpa/1BS0o-u-s-financial-conditions-loosen-significantly-after-june-hike.png

Wichtige Entwicklungen, die dem Markt am Dienstag die Richtung weisen könnten:

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* Die Schaffung von Arbeitsplätzen in Großbritannien enttäuscht, während das nominale Lohnwachstum anzieht

* Gewinnveröffentlichungen von Walmart und Home Depot

* US-Juli-Baubeginne/Genehmigungen

* US-Industrieproduktion im Juli

* Kanada Juli VPI-Inflation