Zürich (Reuters) - Der Schweizer Roche-Konzern schließt mit einem Milliardenzukauf eine Lücke in seinem Diagnostikgeschäft.

Für rund 1,8 Milliarden Dollar will der Arzneimittelhersteller aus Basel die US-Firma GenMark Diagnostics übernehmen. Das Unternehmen bietet sogenannte syndromische Panel-Tests an, Verfahren die in einer Probe gleichzeitig und schnell mehrere Krankheitserreger nachweisen können, beispielsweise für Lungenentzündung oder Sepsis. "Es handelt sich um einen Markt, der erst in den letzten fünf Jahren entstanden ist und zu dem wir bisher keinen Zugang hatten", sagte der Roche-Diagnostikchef Thomas Schinecker am Montag der Nachrichtenagentur Reuters.

Mit einem Anteil von rund sieben Prozent ist GenMark im Markt für syndromische Tests, der von Unternehmen wie der französischen Biomerieux dominiert wird, vergleichsweise klein. Schinecker zeigte sich indes überzeugt, dass die bislang vor allem in den USA präsente GenMark mit Hilfe des Roche-Netzwerks stark wachsen kann. "Wir wollen den Markt ausstechen." Schinecker verwies auf Branchenstudien, die syndromischen Tests 2024 ein Umsatzpotenzial von mehr als zwei Milliarden Dollar zutrauen, nach rund 800 Millionen Dollar 2019.

Der vor allem für seine Krebstherapien bekannte Roche-Konzern ist auch der weltgrößte Anbieter von Geräten, Verfahren und Verbrauchsgütern zur Bestimmung von Krankheiten. Die Diagnostik-Sparte steht meist im Schatten des deutlich größeren Pharmageschäfts. Im vergangenen Jahr allerdings konnte Roche dank des boomenden Geschäfts mit Corona-Tests einen Nachfrageeinbruch bei Medikamenten ausgleichen und bei Umsatz und Gewinn zulegen.

43 PROZENT AUFSCHLAG

Roche will den GenMark-Eignern 24,05 Dollar je Aktie zahlen. Das entspreche einer Prämie von etwa 43 Prozent auf den Schlusskurs vom 10. Februar. Nach diesem Termin sei in Medienberichten über einen Verkauf des Unternehmens spekuliert worden. Der Verwaltungsrat der US-Firma unterstütze die Offerte. Die Transaktion soll im zweiten Quartal abgeschlossen werden.

GenMark-Aktien legten an der US-Börse Nasdaq 29 Prozent auf knapp 24 Dollar zu. In Zürich zogen die Roche-Genussscheine 1,8 Prozent an. Die Akquisition erweitere das Testangebot und erhöhe die Reichweite von Roche in Krankenhäusern, erklärten die Analysten der UBS. "Ein kleiner Deal für Roche, der Kaufpreis scheint akzeptabel."