(Neu: Verluste im Verlauf reduziert, US-Kurs)

FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Die endgültige Gewissheit über eine nur schwache Wirkung des Corona-Impfstoffs hat die Aktien von Curevac am Donnerstag erneut taumeln lassen. Im Tradegate-Handel brachen die primär in den USA gelisteten Papiere in der Spitze um fast ein Fünftel ein, dann aber relativierte sich der Druck etwas. Zuletzt betrug der Kursrutsch im Tradegte-Handel mit 55,90 Euro aber immer noch rund zehn Prozent. Die Hauptlistung der Anteile ist an der New Yorker Nasdaq-Börse, dort sackten sie um 9,5 Prozent auf 66,50 US-Dollar ab.

Mit den heftigen Einbußen machten die Aktien ihren Anstieg am Vortag quasi wieder zunichte. Da hatten sich noch viele Anleger noch mutig gezeigt und den Kurs nahe 65 Euro beziehungsweise bei 76 Dollar auf ein Hoch seit dem bisher letzten Kurseinbruch Mitte Juni getrieben. Im Tagestief erreichte der Kurs am Donnerstag nun die 50-Euro-Marke.

Vor gut zwei Wochen schon hatte der Impfstoff-Forscher einen Rückschlag einstecken müssen, da vorläufige Studiendaten eine Wirksamkeit des Hoffnungsträgers von nur 47 Prozent ergeben hatten. Diese Nachricht hatte den Aktienkurs sogar zeitweise bis nah an die 30-Euro-Marke einbrechen lassen. Die endgültigen Daten des Corona-Vakzins bringen nun auch kein viel besseres Ergebnis mit sich: Das Vakzin zeigt laut den Ergebnissen der finalen Analyse eine Wirksamkeit von 48 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung über alle Altersgruppen hinweg.

Damit ist der Impfstoff insgesamt deutlich weniger wirksam als andere mRNA-Vakzine, allen voran jene von Biontech und Moderna, deren Studien allerdings schon einige Monate zurückliegen und wegen der mittlerweile verbreiteten Virus-Mutanten unter vermeintlich einfacheren Bedingungen stattfanden. Die Aktien dieser beiden Unternehmen entwickelten sich am Donnerstag unterschiedlich: Biontech legte im US-Haupthandel 0,7 Prozent zu, Moderna dagegen gaben dort nach ihrem Vortagsrekord um 0,9 Prozent nach.

Die vor zwei Wochen vorgelegte Zwischenanalyse hatte zeitweise für einen mehr als halbierten Börsenwert von Curevac gesorgt - und bei Politikern im Kampf um die Verfügbarkeit von Impfstoffen für Enttäuschung. Händler zeigten sich nun in ersten Kommentaren weiter skeptisch für das Tübinger Unternehmen: Die Wirksamkeit sei nicht nur schwach und die Daten kämen in der laufenden Impfkampagne auch reichlich spät. Bisher gebe es außerdem Signale, dass die anderen mRNA-Vakzine auch gegen Mutationen wirkten.

Allerdings gab es auch ermutigende Aussagen. Analyst Zhiqiang Shu von der Berenberg Bank wertete den Ausgang der Studie unter den aktuellen Gesichtspunkten positiv. Zwar scheine Curevac schlechter abgeschnitten zu haben als die mRNA-Konkurrenz, er verwies aber auf das "variantenreiche Umfeld" bei den Tests. Er geht wie auch das Tübinger Unternehmen selbst davon aus, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA das Mittel trotz geringer Wirksamkeit zulassen wird.

Shu rechnet damit, dass die Zulassung des Mittels in Europa an gewisse Altersgruppen geknüpft wird. In der Altersgruppe zwischen 18 und 60 Jahren zeigte der Impfstoff laut Mitteilung eine Wirksamkeit von 53 Prozent gegen eine Erkrankung jeglichen Schweregrades und eine Wirksamkeit von 77 Prozent gegen einen moderaten und schweren Krankheitsverlauf. Vielversprechend ist dem Experten zufolge auch, dass der Impfstoff in dieser Altersgruppe einen vollständigen Schutz vor einem Krankenhausaufenthalt oder Tod mit sich bringen soll.

"Wir glauben, dass nach wie vor weitere wirksame Impfstoffe benötigt werden, um Leben zu retten und die Gesundheitssysteme weltweit zu entlasten, und dies insbesondere in den Entwicklungsländern", fuhr der Berenberg-Fachmann fort. Er betonte, es handele sich schließlich auch um die erste groß angelegte Phase-3-Studie, die die Wirksamkeit eines Coronavirus-Impfstoffs in einer Umgebung mit 15 verschiedenen Varianten bestätigt habe.

Während die Aktien von Moderna und Biontech in den vergangenen Monaten immer wieder neue Rekorde erreichten, ist die Euphorie bei den Curevac-Anteilseignern schon länger gedämpft. Der Curevac-Rekord bei mehr als 125 Euro oder 151 US-Dollar stammt noch vom Dezember 2020, als der Biontech-Impfstoff gerade erste Zulassungen erhalten hatte. Dem war der Kurs seither nicht mehr wirklich näher gekommen, spätestens bei 110 Euro oder 130 Dollar war mehrmals Schluss./tih/tav/jha/men