Von Charley Grant

NEW YORK (Dow Jones)--Corona wird wahrscheinlich nicht so bald verschwinden. Daran ändert auch nichts, dass der öffentliche Gesundheitsnotstand nachlässt. Daher könnten neue antivirale Medikamente, die derzeit entwickelt werden, die nächste große Chance für die Pharmaindustrie sein.

Die jüngsten Entwicklungen bei den Impfbemühungen in den USA sind ein gutes Omen für eine weitere Rückkehr zum normalen Leben. Pfizer und Biontech teilten zuletzt mit, dass ihr Impfstoff bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren in einer Studie sicher war. Außerdem empfahl die US-Arzneizulassungsbehörde (FDA) vergangene Woche Auffrischungsimpfungen bei älteren und stark gefährdeten Erwachsenen. Eine breitere Impfabdeckung ist wahrscheinlich auf dem Weg.


   Pharmakonzerne tüfteln weiter an Präparaten 

Dennoch sind die Hoffnungen auf eine vollständige Ausrottung der Krankheit derzeit unrealistisch, da ein erheblicher Teil der Bevölkerung offenbar unter keinen Umständen bereit ist, sich endlich impfen zu lassen. Außerdem können sich geimpfte Patienten immer noch mit der Krankheit anstecken, wenn auch mit einem deutlich geringeren Risiko, daran zu sterben oder ins Krankenhaus zu müssen. Darüber hinaus bedeutet die Rückkehr großer Menschenansammlungen, dass eine gewisse Verbreitung des Virus unvermeidlich ist. Diese Tatsachen bedeuten, dass antivirale Medikamente weiterhin dringend benötigt werden. Das Medikament Remdesivir von Gilead Sciences zum Beispiel ist nur für Patienten zugelassen, die bereits im Krankenhaus liegen, und wird intravenös verabreicht.

Dieses Bild könnte sich bald ändern. Pfizer, Merck & Co. und Roche durchlaufen allesamt klinische Studien im Spätstadium für experimentelle orale antivirale Behandlungen. Pfizer prüft seinen Kandidaten bei Hochrisiko- und Niedrigrisikopatienten, die noch nicht ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Dagegen zielt die Studie von Merck & Co. darauf ab, Corona-Infektionen bei Mitgliedern desselben Haushalts zu verhindern, in dem ein Patient mit der Krankheit diagnostiziert wurde. Roche untersucht in Zusammenarbeit mit Atea Pharmaceuticals sein Medikament an Patienten, die ins Krankenhaus mussten. Ergebnisse werden teilweise in diesem, teilweise im kommenden Jahr erwartet.


   Forschung könnte sich für Anleger rechnen 

Sollten sich diese Medikamente als wirksam erweisen, würden sie dazu beitragen, die Ausbreitung von Covid zu verlangsamen und die Genesung der Patienten zu beschleunigen. Sie haben auch das Potenzial, ein großer kommerzieller Erfolg zu werden. Immerhin belief sich der Umsatz mit Remdesivir im zweiten Quartal dieses Jahres auf 829 Millionen US-Dollar und hat seit Beginn der Pandemie die Marke von 5 Milliarden Dollar überschritten. Medikamente, die bei Patienten wirken, die keinen Krankenhausaufenthalt benötigen, oder bei engen Kontaktpersonen positiver Fälle, könnten noch lukrativer sein. Zugegeben: Selbst für wirksame antivirale Medikamente gibt es Hindernisse. Diese Medikamente erfordern oft eine schnelle Diagnose, um nützlich zu sein. Aus finanzieller Sicht haben die Arzneimittelhersteller jedenfalls schon einmal große Umsätze. Pfizer, Merck & Co. und Roche erzielten im vergangenen Jahr zusammen etwa 150 Milliarden Dollar.

Dennoch sind neue Wachstumsmöglichkeiten für große Arzneimittelhersteller in der Regel Mangelware. Der umfangreiche Corona-Testapparat macht eine rasche Diagnose und den wirksamen Einsatz solcher Medikamente realistischer als bei einem typischen Grippefall. Und Regierungen auf der ganzen Welt wären wahrscheinlich bereit, eine große Menge an Medikamenten zu kaufen, um die schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen zu verhindern, die Corona-Ausbrüche und Schließungen von Schulen sowie Unternehmen verursacht haben. Die Anleger sollten bereit sein, diese Pille ohne großes Zögern zu schlucken.

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September 23, 2021 10:24 ET (14:24 GMT)