FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Daimler fahren der Konkurrenz immer weiter davon. An diesem Freitag nun sorgten erfreuliche Eckdaten dafür, dass die Papiere der Stuttgarter seit dem coronabedingten Zwischentief am 19. März inzwischen ein Plus von rund 122 Prozent angehäuft haben. Die Anteilsscheine anderer Autobauer wie Renault, Volkswagen (VW) oder BMW hingegen konnten sich in diesem Zeitraum noch nicht verdoppeln; am besten schlugen sich noch die Aktien von Fiat Chrysler, die sich um gut 81 Prozent verteuerten.

An diesem Freitag nun stand am Mittag bei den Daimler-Aktien ein Plus von 3,5 Prozent auf 48,455 Euro zu Buche; damit waren sie der Spitzenreiter im wieder steigenden, deutschen Leitindex Dax. Die guten Zahlen wirkten sich im europäischen Vergleich auch auf andere Werte der Branche aus: Im Stoxx Europe 600 legte der Sektor Auto und Autoteile mit 2,3 Prozent am kräftigsten zu.

Daimler hatte sich im dritten Quartal deutlich besser geschlagen als von Analysten erwartet. Der Markt erholte sich schneller als gedacht, vor allem im September entwickelten sich die Geschäfte stark.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte die Aktien von Daimler in Erwartung guter Nachrichten schon am Montag zum Kauf empfohlen und damit für einen erfreulichen Wochenstart gesorgt. Laut Analyst George Galliers zeigte der jüngste Strategietag der Stuttgarter einmal mehr, dass der Autobauer das Tempo des Wandels beschleunige. Das Management ergreife Maßnahmen zur Verbesserung des Produktangebotes und könne insofern auch höhere Preise durchsetzen. Am Freitag nun schrieb Galliers, dass sämtliche Sparten des Konzerns deutlich besser als erwartet abgeschnitten hätten.

Laut den Experten Tim Schuldt vom Analysehaus Pareto Securities und Philippe Houchois von Jefferies überraschte vor allem die Entwicklung des frei verfügbaren Barmittelflusses (Free Cashflow) positiv. Der Fachmann Michael Punzet von der DZ Bank verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die gute Absatzentwicklung, die auch zu einer deutlichen Reduzierung des Lagerbestandes beigetragen haben dürfte, sowie die Dividendenzahlung der chinesischen Gemeinschaftsunternehmen zu einem freien Mittelzufluss des Industriegeschäfts von mehr als fünf Milliarden Euro geführt haben dürften.

Insgesamt führte Punzet die gute Entwicklung von Daimler im dritten Quartal auch auf die eingeleiteten Kostensenkungen zurück. Zudem habe Daimler von staatlicher Unterstützung wie beispielsweise dem Kurzarbeitergeld in Deutschland profitiert.

Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan schrieb, die Eckdaten seien insgesamt auch ein positives Signal für die Branche. Die anderen deutschen Autobauer und Zulieferer könnten nun ebenfalls die Erwartungen übertreffen.

Die Daimler-Papiere waren im Oktober zeitweise wieder in die Nähe der 50-Euro-Marke gerückt - auf diesem Niveau notierten die Anteilsscheine zuletzt Anfang Januar. Einem Händler zufolge könnten daher im Handelsverlauf am Freitag auch kleinere Gewinnmitnahmen nicht überraschen.

Am Vortag waren die Papiere im Zuge der Gesamtmarktschwäche zwischenzeitlich auf knapp unter 46 Euro abgesackt und hatten über weite Strecken auch unter der 21-Tage-Durchschnittslinie notiert, die aus charttechnischer Sicht den kurzfristigen Trend beschreibt. Auf mittlere und lange Sicht erscheinen die Daimler-Papiere derweil bereits seit Anfang August gut unterstützt./la/ajx/mis