(neu: Kurs, Analysten und mehr Details)

FRANKFURT (dpa-AFX Broker) - Ein starkes Auftaktquartal von Daimler und gute Absatzzahlen von Volkswagen (VW) haben den beiden Autobauern am Freitag deutliche Kursgewinne beschert. Davon profitierte die Branche ebenso wie von starken Wirtschaftsdaten vom wichtigen Absatzmarkt China. Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft hat die Corona-Krise weitgehend überwunden und ist mit einem Rekordwachstum ins Jahr gestartet.

Um die Mittagszeit führte der Subindex der Autoindustrie im marktbreiten Stoxx Europe 600 mit einem Plus von über zwei Prozent im europäischen Branchenvergleich die Gewinnerliste an. Zum gut sechs Jahre alten Rekordhoch fehlen dem Index noch knapp fünf Prozent.

Die Anteilsscheine von Dax-Spitzenreiter Daimler legten um mehr als drei Prozent auf 77,80 Euro zu - das ist der höchste Stand seit Ende 2015. Für die VW-Vorzugsaktien ging es am Freitag um zwei Prozent bergauf. Derweil fuhren die BMW-Aktien nach einer negativen Analystenstudie der Konkurrenz etwas hinterher. Hier reichte es nur für einen marktkonformen Kursanstieg von knapp einem Prozent.

Daimler schnitt vorläufigen Zahlen zufolge im ersten Quartal deutlich besser als von Analysten erwartet ab. Mit einem bereinigten operativen Gewinn von knapp fünf Milliarden Euro verdiente der Auto- und Lkw-Bauer nicht nur mehr als von Experten prognostiziert, sondern auch mehr als vor der Corona-Pandemie. Selbst im Rekordjahr 2017 war das operative Ergebnis zum Jahresauftakt nicht so hoch ausgefallen.

Analysten attestierten den Stuttgartern einhellig überraschend starke Zahlen. Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan sprach sogar von einem ertragsseitigen Superzyklus, dessen Dynamik sich im Jahresverlauf fortsetzen dürfte. Sein Kollege Tom Narayan vom Analysehaus RBC führt das gute Abschneiden auf den Produktmix in der Autosparte Mercedes-Benz und ein besseres Management des Betriebsvermögens zurück. Angesichts des Halbleitermangels habe sich Daimler auf die Produktion margenstärkerer Fahrzeuge konzentriert. Dies habe wohl dazu beigetragen, die Produktivität über das normale Maß hinaus zu hieven.

Derweil hielten die Autoren des Bernecker-Börsenbriefs "AB Daily" auch die Vorstellung der elektrischen Mercedes-Luxuslimousine EQS für erwähnenswert. Sie habe eine höhere Reichweite als das Model S des US-Elektroautobauers Tesla. Damit eröffne Daimler die Jagd auf den Konkurrenten.

VW profitierte von guten Absatzzahlen für das erste Quartal sowie einem positiven Analystenkommentar. Dank eines besonders starken China-Geschäfts verkauften die Wolfsburger insgesamt über ein Fünftel mehr Fahrzeuge als ein Jahr zuvor. Die Sportwagentochter Porsche schnitt mit einer Steigerung um rund ein Drittel besonders gut ab. Anfang 2020 hatte der Beginn der Corona-Pandemie die gesamte Branche ausgebremst. Angesichts des starken Verkaufsstarts kann Porsche nun hoffen, erstmals die Marke von 300 000 verkauften Fahrzeugen zu knacken, was Vorstandschef Oliver Blume bereits Mitte März bei der Bilanzvorlage des Unternehmens als "berechtigte Chance" bezeichnet hatte.

Zudem hob das Bankhaus Metzler das Kursziel für die zum Kauf empfohlenen VW-Vorzugsaktien deutlich an - mit 330 Euro liegt es nun mehr als ein Drittel über dem aktuellen Kursniveau und impliziert neue Rekorde für die Aktie. Der Neubewertungsprozess für die Branche und insbesondere VW habe gerade erst begonnen, und der deutliche Bewertungsabschlag der VW-Papiere zur Branche sollte zumindest sukzessive verschwinden, meint Analyst Jürgen Pieper. Hierbei ziehe er noch nicht einmal die Bewertung reiner Elektroautohersteller wie Tesla als Maßstab heran, betonte der Experte.

Als kleiner Bremsklotz für die BMW-Titel erwies sich indes eine Abstufung durch die US-Investmentbank Morgan Stanley. Nach einem starken ersten Quartal und der Erholung im zweiten Halbjahr 2020 habe der bayerische Autohersteller im laufenden Zyklus wohl den Gipfel überschritten, begründete Analyst Harald Hendrikse seine neue Untergewichtungs-Empfehlung. Das Chance-Risiko-Verhältnis der Aktie sei nicht mehr attraktiv./gl/tih/jha/

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