Von Markus Klausen
FRANKFURT (Dow Jones)-Die deutsche Autobranche bleibt nach dem guten Jahresstart auch im zweiten Quartal trotz höherer Rohstoffkosten und Lieferengpässen bei Halbleiterkomponenten auf der Überholspur. Volkswagen und Daimler haben bereits mit starken Eckzahlen überrascht, auch BMW könnte angesichts der guten Entwicklung vorab über das abgelaufene Quartal berichten. Im Kerngeschäft mit Premiumautos erwarten Analysten - wie schon bei Mercedes-Benz - eine deutlich zweistellige operative Rendite.
Den Halbjahresbericht wird BMW am 3. August veröffentlichen.
Die folgenden Punkte stehen im Mittelpunkt:
Nur kleine Delle bei BMW wegen Chip-Engpass: Im Gegensatz zu anderen Herstellern dürfte der Münchener Konzern bei den Produktionsproblemen glimpflicher davon gekommen sein. Etwa 30.000 bis 40.000 Autos habe BMW im Quartal vermutlich nicht fertigen können, meint Metzler-Analyst Jürgen Pieper. Analysten der UBS rechnen mit rund 30.000 Fahrzeugen. Aber auch, wenn es mit 50.000 Autos etwas mehr wären, entspräche das lediglich weniger als 5 Prozent der geplanten Produktion. Zudem: "Die Chancen stehen recht gut, dass die meisten dieser fehlenden Umsätze spätestens in zweiten Halbjahr oder ersten Halbjahr 2022 realisiert werden können", so Pieper bereits Mitte Juni.
Gute Verkaufspreise stützen, hohe Rohstoffkosten belasten: Wie schon Daimler und VW wird auch BWM von guten Verkaufspreisen profitiert haben, sowohl bei Neuwagen als auch Gebrauchten. Besonders in den USA und Europa seien die Preise für gebrauchte Premiumwagen gut, betonen Analysten von RBC Capital Markets. Dagegen belasten die zuletzt teils deutlich gestiegenen Rohstoffkosten. BMW hatte den Gegenwind wegen höherer Preise und Währungsschwankungen für das Gesamtjahr zuletzt mit rund 500 Millionen Euro beziffert.
Marge zweistellig, auch dank Sondergewinn: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, als die Restriktionen zur Eindämmung der Pandemie der Branche hohe Verluste bescherten, stützen die nun wieder erzielten Milliardengewinne angesichts hoher Ausgaben für Elektromobilität und Digitalisierung immens. Bei BMW kommen die außerordentlich guten Verkäufe in allen Teilen der Welt hinzu. Analysten der UBS gehen sogar davon aus, dass von allen Premiumherstellern nur der Münchener Konzern die Verkäufe im zweiten Quartal gesteigert habe. Stützend wirkt auch ein Sondergewinn von 1 Milliarde Euro, nachdem BMW Rückstellungen wegen eines Kartellverfahrens der Europäischen Kommission aufgelöst hat.
Prognose: Bei der Prognose dürfte BMW angesichts der anhaltenden Unsicherheiten eher tief stapeln. Zwar lief das erste Halbjahr in der Summe deutlich besser als zum Jahresstart erwartet. Die höheren Belastungen aus Chip-Engpässen und Rohstoffkosten werden aber auch im zweiten Halbjahr zu spüren sein, möglicherweise noch stärker als bisher. Ohnehin hat der Konzern bereits angekündigt, eher das obere Ende der Margenprognose im Auto-Geschäft von 6 bis 8 Prozent, beziehungsweise 7 bis 9 Prozent inklusive des Sondergewinns aus der Rückstellung zu erreichen. Die UBS rechnet für das zweite Halbjahr mit einer Auto-Marge von "lediglich" 8 Prozent, was dann in der Summe für 2021 eine Rendite von 9 Prozent ergeben würde.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2021:
=== . PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2Q21 ggVj Zahl 2Q20 Umsatz 26.964 +35% 5 19.973 Umsatz Automobile 23.046 +55% 3 14.878 Umsatz Finanzdienstleistungen 7.657 +15% 3 6.658 EBIT 3.927 -- 5 -666 EBIT Automobile 3.038 -- 3 -1.554 EBIT Finanzdienstleistungen 778 +911% 3 77 Ergebnis vor Steuern 3.997 -- 2 -300 Ergebnis nach Steuern k.A. -- -- -212 Ergebnis nach Steuern/Dritten 2.909 -- 2 -230 Ergebnis je Stammaktie 4,41 -- 3 -0,35 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj21 ggVj Zahl Gj21 Umsatz 109.720 +11% 14 98.990 Umsatz Automobile 92.471 +14% 3 80.853 Umsatz Finanzdienstleistungen 31.010 +3% 3 30.044 EBIT 11.072 +129% 14 4.830 EBIT Automobile 8.552 +296% 2 2.162 EBIT Finanzdienstleistungen 2.534 +47% 2 1.721 Ergebnis vor Steuern 12.306 +136% 13 5.222 Ergebnis nach Steuern/Dritten 8.783 +133% 14 3.775 Ergebnis je Stammaktie 13,16 +130% 15 5,73 Dividende je Stammaktie 3,98 +109% 13 1,90 ===
- alle Angaben in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- k.A. = keine Angaben
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/kla/sha
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July 15, 2021 09:36 ET (13:36 GMT)