München (Reuters) - Die Corona-Krise mit monatelangen Produktionsstopps und Absatzeinbrüchen trifft BMW nicht so hart wie erwartet.

"Wir haben wirklich eine Belebung im Auftragseingang", sagte Finanzvorstand Nicolas Peter am Mittwoch in München vor Journalisten. Absatz und Betriebsgewinn im Autogeschäft werden dem Manager zufolge im oberen Bereich der Ziele liegen, die der Vorstand angesichts der Pandemie für das laufende Jahr ausgegeben hat.

BMW hat für sein Kerngeschäft mit Autos einen Absatzrückgang von mehr als zehn Prozent und eine Ebit-Marge zwischen null und drei Prozent in Aussicht gestellt. "Wir werden zwischen zwei und drei Prozent zu liegen kommen", sagte der Finanzchef nun. Zum erwarteten Absatzrückgang sagte der Manager: "Da sind wir genau so an dieser Kante von um die zehn Prozent, nicht schlechter." Er bekräftigte das Ziel, im Autogeschäft mittelfristig eine Umsatzrendite von acht bis zehn Prozent zu erwirtschaften.

An der Börse legte die BMW-Aktie in einem positiven Umfeld mehr als zwei Prozent zu und war damit einer der größten Gewinner im Dax.

BMW ERWARTET STARKES ERSTES QUARTAL IN CHINA

Der gegenwärtige, zweite Lockdown in mehreren Weltregionen wirke sich nicht so deutlich aus wie die Schließungen in der ersten Jahreshälfte. "Wir spüren's im Auftragseingang, aber definitiv nicht in der gleichen Größenordnung, wie wir das im Frühjahr gespürt haben", sagte Peter. "Auf der Absatzseite insgesamt werden wir Wachstum sehen in 2021." Besonders gut laufe das Geschäft weiterhin in China und anderen asiatischen Ländern. Dort erwarte BMW "ein starkes erstes Quartal".

Für Großbritannien kündigte Peter Preiserhöhungen an, sollte es zu einem ungeordneten Brexit kommen. Dadurch sollen Zusatzkosten zumindest teilweise abgefedert werden. Das Hauptproblem für den Autokonzern, zu dessen wichtigsten Produktions- und Absatzmärkten Großbritannien zählt, seien die dann erwarteten Zölle, sagte Peter. "Das hätte eine Auswirkung in einer mittleren dreistelligen Millionenhöhe pro Jahr." BMW werde in diesem Fall die Preise anheben. "Die Herausforderung ist, dass Minis in Europa und BMWs in UK teurer werden."

Größere logistische Probleme erwarte BMW durch den Brexit hingegen nicht. Der Konzern rechne nicht mit Produktionsunterbrechungen. "Die Logistik, die werden wir sehr schnell im Griff haben", sagte Peter. "Das wird vielleicht am Anfang, die ersten paar Wochen ruckeln, aber dann haben wir das im Griff." Als kritisch bewerte er die Transporte über den Ärmelkanal. Flughäfen und Überseehäfen dagegen seien aus seiner Sicht gut auf Zollformalitäten vorbereitet. Zum Jahresende läuft die Übergangsphase nach dem EU-Austritt Großbritanniens aus. Für die Zeit danach gibt es bisher kein Abkommen.

KEINE WEITEREN PARTNER FÜR YOURNOW IN SICHT

Für den gemeinsam mit Daimler betriebenen Mobilitätsdienstleister Yournow sind nach Angaben des BMW-Managers keine weiteren Partner in Sicht, nachdem sich zuletzt die Deutsche Bahn an einem Teil des Geschäfts beteiligt hatte. Zwar sei BMW nach wie vor an zusätzlichen Investoren interessiert, sagte Peter. "Aber es ist nichts, in Anführungszeichen, Größeres im Plan." Auch mit dem Fahrdienstvermittler Uber würden keine Gespräche geführt, sagte Peter und dementierte damit entsprechende Informationen aus der Branche.

Angesichts schleppender Geschäfte der Yournow-Plattform, die Fahrdienste und Carsharing anbietet, waren BMW und Daimler auf Partnersuche gegangen. "Wir sind ganz zufrieden mit der operativen Entwicklung der Yournow-Familie insgesamt, die sich eindeutig in die richtige Richtung entwickelt", sagte Peter nun.