BERLIN (dpa-AFX) - Die Deutsche Umwelthilfe wirft Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) vor, zu wenig gegen zu hohen Schadstoffausstoß bei Diesel-Fahrzeugen zu unternehmen. Hintergrund ist ein am Mittwoch vorgestellter Messbericht des an die Deutsche Umwelthilfe (DUH) angegliederten Emissions-Kontroll-Instituts (EKI), in dem die Abgaswerte mehrerer Diesel-Fahrzeugmodelle untersucht wurden. Das EKI stellt in dem Bericht fest, dass die 15 untersuchten Fahrzeuge unter normalen Fahrbedingungen den zugelassenen Stickoxid-Grenzwert teilweise um das 18-fache überschreiten. Auch der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid sei teilweise zu hoch, beklagt die DUH. Bei einem der untersuchten Plug-In-Hybride habe der CO2-Ausstoß bei 440 Prozent über dem offiziell erlaubten Wert gelegen.

Die Untersuchung habe außerdem gezeigt, dass gerade bei Diesel-Pkw der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6 der Schadstoffausstoß bei sinkenden Außentemperaturen steige. Als Grund dafür führt die Umwelthilfe temperaturgesteuerte Abschalteinrichtungen in den Fahrzeugen an, die aus ihrer Sicht für eine unzulässige Luftverschmutzung sorgen.

Eine Abschalteinrichtung ist eine Software, die die volle Abgasreinigung eines Fahrzeugs in einigen Situationen aussetzt. Es gibt Bedingungen, unter denen sie bisher durchaus zulässig ist - etwa, um bei niedrigen Temperaturen empfindliche Bauteile zu schonen. Man spricht dann von Thermofenstern. Viele Umweltschützer kritisieren das als Schlupfloch. Sie meinen, das Argument "Motorschutz" werde oft nur vorgeschoben - eigentlich gehe es darum, so Ausnahmen von Emissionsgrenzwerten zu rechtfertigen.

Allerdings muss man unterschieden: Vorsätzlich betriebene, manipulative Abschalteinrichtungen können technisch dafür sorgen, dass Messwerte bei Tests geschönt werden - dies war der Ursprung des VW-Skandals. Daneben gibt es seit langem eine Debatte über die rechtlichen Grauzonen "normaler" Abschalteinrichtungen, die etwa bei bestimmten Außentemperaturen aus Gründen des Motorschutzes greifen./faa/DP/mis