BERLIN (dpa-AFX) - Angesichts des Klimawandels und zunehmender Luftverschmutzung haben Wissenschaftler weniger Autos und einen besseren Nahverkehr in Städten gefordert. "Die autofreie Stadt ist möglich und erstrebenswert", sagte der Sozialpsychologe und Direktor der gemeinnützigen Futurzwei-Stiftung, Harald Welzer, am Dienstag auf der Technik-Messe IFA in Berlin. Der Stadtverkehr könne platzsparender und umweltfreundlicher organisiert werden.

Während die Diskussion über zu wenig Wohnraum und steigende Lebenshaltungskosten in deutschen Städten zunehme, bleibe ein wichtiger Aspekt unberücksichtigt, so Welzer. "Niemand spricht darüber, dass 50 Prozent der Fläche in Städten für Autos reserviert sind." Statt für Straßen und Parkplätze könne diese Fläche für Wohnhäuser und neue Räume der persönlichen Begegnung genutzt werden. Welzer ist Autor mehrerer Bücher, in denen er sich mit einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung befasst.

Der schwedische Nachhaltigkeits-Experte Owen Gaffney vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung betonte, der weltweite Kohlenstoff-Ausstoß müsse bis 2030 halbiert werden, um den Klimawandel abzuschwächen. Dafür sei es wichtig, den Verkehr in Städten mit weniger umweltschädlichen Fahrzeugen und effizienter Routenplanung neu zu gestalten. "Es ist ein Mythos, dass Klimaschutz zu teuer und zu schwierig ist", sagte Gaffney.

Auf der IFA zeigen knapp 2000 Aussteller der Elektronik-Industrie noch bis Mittwoch ihre neuen Produkte für Verbraucher. Im Rahmen der Konferenz "Shift Automotive" wird in diesem Jahr zum zweiten Mal über die Mobilität der Zukunft diskutiert. Unter anderem werden Vertreter der Auto-Hersteller BMW, Daimler und Ford über Themen wie autonomes Fahren und Sharing-Angebote sprechen./jki/DP/jsl