FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Fortschritte in der Energie- und Verkehrswende drohen nach Einschätzung der staatlichen Förderbank KfW durch die Corona-Krise in Gefahr zu geraten. Die Experten fürchten, dass angesichts der wirtschaftlichen Verwerfungen die Bereitschaft der Menschen sinkt, in Photovoltaik, Wärmepumpen, Elektroautos und Co. zu investieren. "Langfristige Investitionen werden in unsicheren Zeiten kritischer geprüft oder erst gar nicht umgesetzt. Gleiches gilt für kostspieligere Alternativen zum Status quo wie ein Elektroauto", heißt es in einer KfW-Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Grundsätzlich halten die meisten Menschen in Deutschland die Energiewende für wichtig oder sehr wichtig. Das gaben knapp 90 Prozent der etwa 4000 Haushalte an, die im Frühjahr vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie befragt wurden. "Zwei Drittel der Haushalte sehen sich heute oder künftig durch den Klimawandel beeinträchtigt. Dies unterstreicht die Dringlichkeit der Umsetzung der Energiewende", erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Daraus folgen allerdings nicht automatisch entsprechende Investitionen.

Nach eigenen Angaben verfügen der Umfrage zufolge aktuell 23 Prozent der Haushalte (Vorjahr: 21 Prozent) über eine von sieben ausgewählten Energiewendetechnologien - Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpe Batteriespeicher, Kraft-Wärme-Kopplung, Holzpelletheizung, Elektroauto.

"Für das Gelingen der Energiewende ist der Beitrag der Privathaushalte unerlässlich", sagte Köhler-Geib. Insbesondere im Verkehrs- aber auch im Gebäudesektor müssten die Einsparungen bei den Treibhausgasemissionen zur Erreichung der Klimaziele bis 2030 noch einmal deutlich steigen.

Haupthindernis für Investitionen sind aus Sicht der Privathaushalte zu hohe Kosten. Aber auch der Sanierungsaufwand und lange Amortisationszeiten werden der Umfrage zufolge als hinderlich genannt. Die Förderung der Privathaushalte müsse daher weiterhin Anreize setzen, auch in Krisenzeiten die Energiewende voranzutreiben. Zugleich müssten klimafreundliche Investitionen gestärkt und klimaschädliche Investitionen weniger attraktiv werden. "Ein steigender CO2-Preis bei gleichzeitiger Entlastung klimafreundlicher Technologien und Verhaltensweisen wäre ein weiterer sinnvoller Schritt", sagte Köhler-Geib./mar/DP/zb