BERLIN (dpa-AFX) - Bundesumweltministerin Steffi Lemke stärkt im Streit um strengere Schadstoffgrenzwerte für Autos und andere Fahrzeuge der Industrie den Rücken. "Insbesondere die von der EU-Kommission vorgesehenen, extrem kurzen Einführungsfristen sehen wir dabei kritisch", sagte die Grünen-Politikerin der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Donnerstag). Die Einführung der Abgasnorm Euro 7 müsse für die Industrie realisierbar sein, damit Arbeitsplätze erhalten werden könnten.

Die EU-Kommission hatte im November Vorschläge für eine Überarbeitung der Schadstoffgrenzwerte wie Stickoxide gemacht. Neu ist für die geplante Norm Euro 7 auch, dass künftig Schadstoffe wie Feinstaub durch Reifenabrieb und Bremsen reguliert werden sollen. Das heißt, auch Elektroautos und Wasserstofffahrzeuge wären von den Regeln betroffen. EU-Staaten und Europaparlament müssen noch über das Vorhaben verhandeln und sich auf eine gemeinsame Linie verständigen. Es ist derzeit vorgesehen, dass die Regeln 2025 beziehungsweise für Lkw und Busse 2027 in Kraft treten sollen.

Lemke betonte die Notwendigkeit, für den Schutz der Gesundheit die Luftqualität in Städten weiter zu verbessern. Dabei spielten Emissionen des Verkehrs eine zentrale Rolle. Sie plädierte dafür, die Regelungslücke für den Abrieb von Bremsen und Reifen zu schließen.

Der Straßenverkehr ist nach Angaben der EU-Kommission die größte Quelle für Luftverschmutzung in Städten. Schätzungen zufolge hat die Feinstaub- und Stickoxid-Verschmutzung durch den Straßenverkehr 2018 in den EU-Staaten und Großbritannien etwa 70 000 vorzeitige Todesfälle verursacht./mjm/DP/jha