BERLIN/FLENSBURG (dpa-AFX) - Wer ein Auto kaufen will, braucht einen langen Atem. Lieferprobleme bremsen weiter die Verkäufe. Im Mai wurden 207 199 Wagen neu zugelassen, rund zehn Prozent weniger als im Mai 2021, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Freitag mitteilte. Damit sei es das zweitniedrigste Absatzniveau in einem Mai seit der deutschen Wiedervereinigung, erklärte die Wirtschaftsberatung EY. Lediglich im Mai 2020 war die Zahl der Neuzulassungen demnach noch niedriger, als der Lockdown in der Corona-Pandemie zu einem Einbruch auf dem Neuwagenmarkt geführt hatte.

Die Neuzulassungen im Mai lägen um 38 Prozent unter dem Vor-Krisen-Niveau von 2019. Grund für den Abwärtstrend seien weiterhin die weltweiten Probleme bei Lieferketten, sagte Reinhard Zirpel, der Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). "Gleichzeitig erreichen die Auftragsbestände ein historisches Rekordniveau. Das zeigt: Die Kunden wollen Autos kaufen, aber die Industrie kann nur eingeschränkt liefern."

Bei den reinen Elektroautos stieg die Zahl der Neuzulassungen im Mai um knapp neun Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Für die zweite Jahreshälfte sei voraussichtlich keine Besserung in Sicht, teilte EY weiter mit. Die Lieferprobleme von Rohstoffen und der Chipmangel stünden weiterhin ganz oben auf der Agenda der Branche.

Menschen müssten sich auf weitere Preissteigerungen und sehr lange Lieferzeiten einstellen. "Die Auswirkungen neuer Herausforderungen - vor allem der Lockdowns in China - erreichen Europa aber erst mit zeitlicher Verzögerung und werden zu neuen Beeinträchtigungen führen", betonte EY./sza/DP/jha