Das operative Ergebnis des Konzerns verfünffachte sich zu Jahresbeginn auf 4,8 Milliarden Euro, wie die Wolfsburger am Donnerstag mitteilte. Den Ausblick für das Gesamtjahr hob der weltweit zweitgrößte Autokonzern daraufhin an. Statt, wie bisher prognostiziert, einer operativen Rendite am oberen Ende der Spanne zwischen fünf und 6,5 Prozent werden nun bis zu sieben Prozent in Aussicht gestellt.

"Wir sind mit viel Momentum ins Jahr gestartet und operativ stark unterwegs", sagte Konzernchef Herbert Diess. Die Offensive bei E-Autos nehme weiter Fahrt auf und bei der Transformation komme Volkswagen gut voran. "Im weiteren Jahresverlauf ist noch viel von uns zu erwarten." Der Mangel an Computerchips habe sich im Auftaktquartal noch nicht so stark ausgewirkt. Im laufenden zweiten Quartal werde der Engpass voraussichtlich "etwas deutlicher Auswirkungen haben als bisher", erklärte Konzern-Finanzvorstand Arno Antlitz. Dennoch sei Volkswagen zuversichtlich für die weitere Geschäftsentwicklung.

Zu dem starken Jahresstart trug vor allem die rasante Erholung in China bei, wo die Auslieferungen nach dem Stillstand zu Beginn des vergangenen Jahres um 61 Prozent kletterten. Weltweit lieferte Volkswagen im Zeitraum Januar bis März mit 2,4 Millionen Fahrzeugen ein Fünftel mehr aus als vor Jahresfrist. Vor allem die Ertragsstützen Porsche und Audi steigerten ihre Auslieferungen deutlich. Das robuste Geschäft ließ auch den Mittelzufluss sprudeln. Beim Netto-Cash-Flow übertraf der Konzern mit 4,7 Milliarden Euro das erste Quartal des Vorkrisenjahres 2019 um mehr als das Doppelte. Die Liquidität im Autogeschäft verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr um zwei Drittel auf 29,65 Milliarden Euro.

Volkswagen hat wegen des Chipmangels in den vergangenen Wochen mehrfach die Produktionsbänder anhalten und Kurzarbeit anmelden müssen. Weltweit sind die meisten Hersteller von den Engpässen bei elektronischen Bauteilen betroffen, weil die Chiplieferanten nach Ausbruch der Corona-Krise vorrangig Computerhersteller und Anbieter von Unterhaltungselektronik bedienen. Als sich die Pkw-Nachfrage Ende vergangenen Jahres schneller als erwartet erholte und die Autoindustrie dringend Chips benötigte, waren viele Kapazitäten bereits vergeben. Es könnte bis in nächste Jahr dauern, bis die Versorgung mit Computerbauteilen wieder reibungslos klappt.

Dank der guten Liquidität dürften auch die ehrgeizigen Investitionspläne für den Umbau von Volkswagen zu einem Mobilitätsunternehmen, das neben Elektroautos auch selbstfahrende Fahrzeuge und damit verbundene Dienste anbietet, fürs Erste gesichert sein. Bis zum Ende des Jahrzehnts will Volkswagen in Europa sechs Gigafabriken für den Bau von Batteriezellen hochziehen. Das alleine dürfte nach Einschätzung von Experten mindestens zwölf Milliarden Euro kosten. Außerdem treiben die Niedersachsen die Entwicklung von Software für Roboterautos voran, wollen die dafür nötigen Hochleistungschips selbst entwickeln und steigen in die klimaschonende Energieerzeugung ein. All das verschlingt in den nächsten Jahren viel Geld, das ohne weitere Einsparungen nicht aufgebracht werden dürfte.