London (Reuters) - Der Billigflieger Wizz Air aus Ungarn wollte einem Insiders zufolge den Konkurrenten Easyjet übernehmen.

Von Wizz sei der Übernahmeversuch ausgegangen, den das Easyjet-Management zurückwies, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Wizz wollte sich dazu nicht äußern. Zuvor hatte Easyjet über die Offerte eines nicht namentlich genannten Interessenten berichtet. Der Vorstand habe den Aktiendeal nach eingehender Prüfung zurückgewiesen, weil das Unternehmen dabei zu schlecht bewertet worden sei. Die Konditionen seien unannehmbar gewesen, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren. Der Bieter habe mittlerweile erklärt, nicht länger interessiert zu sein.

Die britische Airline kündigte zugleich eine Kapitalerhöhung von umgerechnet 1,4 Milliarden Euro an, deren Konditionen den Aktienkurs einbrechen ließen. Auch sicherte sich die Airline eine weitere Kreditlinie von knapp 340 Millionen Euro, um die verlustreiche Corona-Krise schneller hinter sich zu lassen.

WIZZ SCHÜTTELT KRISE AB

Die ebenfalls in London börsennotierte Fluggesellschaft Wizz ist besser durch die Pandemie-Krise gekommen als die Konkurrenten. Sie profitiert von der Ost-West-Arbeitskräftewanderung in Europa, da viele Osteuropäer günstig in die Heimat fliegen wollen. Die Region hat nach Einschätzung von Daniel Röska, Analyst von Bernstein, außerdem großes Wachstumspotenzial, denn es gebe pro Kopf nur ein Viertel der Kurzstreckenflüge im Vergleich zu Westeuropa. Mehr als 400 Flugzeuge könnten zusätzlich bis 2030 eingesetzt werden. Wizz könne in dem ungesättigten Markt locker um mehr als 70 Prozent in den kommenden Jahren profitabel wachsen. In Europa habe Wizz von allen Airlines die niedrigsten Kosten, wozu neben niedrigen Löhnen auch moderne, sparsame Airbus-Flugzeuge beitragen.

Wizz Air beförderte nach eigenen Angaben vor der Corona-Krise 2019 mit einer Flotte von 120 Flugzeugen 200 Millionen Passagiere im Jahr. Easyjet zählte nur halb so viele Passagiere mit einer Flotte von gut 300 Maschinen.

Easyjet erholt sich langsamer vom Einbruch der Passagierflüge aufgrund der Reisebeschränkungen in der Pandemie, da diese in Großbritannien noch immer vergleichsweise restriktiv sind. So bietet die Airline von Juli bis September nur 57 Prozent der Vorkrisenkapazität an, während Rivale Ryanair im August 75 Prozent der Passagiere des Vergleichsmonats an Bord hatte und Wizz Air mehr als 85 Prozent.