FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Aktienmärkte stehen auch am Montagnachmittag unter Verkaufsdruck. Der DAX fällt um 2,4 Prozent auf 13.217 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verliert 2,1 Prozent auf 3.652 Zähler. Eine Welle schlechter Nachrichten lastet auf dem Markt und hält Käufer fern.
Der europäische Gaspreis legt in Rekordtempo weiter zu und zieht auch den Strompreis mit nach oben, nachdem Russland eine weitere Unterbrechung der Gaslieferung angekündigt hat - angeblich erneut wegen nötiger Wartungen. Das verschärft die Inflation in Europa noch weiter und schürt Rezessionssorgen. Erst am Freitag hatten die deutschen Produzentenpreise für Aufsehen gesorgt, nachdem sie sich allein binnen eines Monats um 5,3 Prozent verteuert hatten.
Am Mittag warnte die Deutsche Bundesbank, im Herbst könnte die Inflation der Verbraucherpreise 10 Prozent erreichen. Die EZB wird daher kräftig an der Zinsschraube drehen müssen. Internationale Anleger fliehen daher aus dem Euro-Raum, der Euro fällt erneut unter die Parität zum Dollar und kostet 0,9997 Dollar.
Dazu hat China zum zweiten Mal in nur einer Woche die Zinsen gesenkt, was als deutliches Schwächezeichen der dortigen Wirtschaft gesehen wird. Entsprechend stehen Exportaktien unter Druck.
Gas- und Strompreis auf neuen Rekorden
Sorgen machen vor allem die Rekorde bei den Energiepreise als Treiber der Inflation: Der aktuelle Gas-TTF-Terminkontrakt schoss im Tagesverlauf um über 20 Prozent nach oben auf 290 Euro je MWh. Das immer teurere Gas drückt die Uniper-Aktie um weitere 9 Prozent.
Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei Berenberg, sieht zwei gravierende Risiken für Europa: So könnte Russland fälschlicherweise behaupten, es könne die Pipeline wegen eines "technischen Problems", das nur durch die Aufhebung der westlichen Sanktionen behoben werden könne, nicht wieder öffnen. Zweitens könnte Russland später auch seine anderen Pipelines nach Europa stilllegen.
Höhere Preise für noch knapperes Gas würden die schwere Rezession, in die Europa bereits gerät, noch verschärfen. Eine sofortige weitere Kürzung der Gaslieferungen aus Russland würde auch das Risiko erhöhen, dass Deutschland in der kommenden kalten Jahreszeit einen Gasmangel erleidet und Teile der Industrie stilllegen muss.
Öl- und Gasaktien stützen Stoxx-50 - Fresenius nach CEO-Wechsel im Plus
Kräftige Kursverluste suchen vor allem konjunkturreagible und gasabhängige Aktien heim. Die Autobranche ist der Hauptverlierer mit einem Minus von 4 Prozent. Der Index der Technologiewerte fällt um 2,4 Prozent, der der Chemietitel um 2,2 Prozent. Mit einem Plus von 0,8 Prozent liegen nur die Pharmawerte in positivem Terrain. Öl- und Gasaktien liegen kaum verändert, was den Stoxx-50 etwas stützt, in dem diese Titel stärker vertreten sind. Zunächst hatten Öl - und Gaswerte ebenfalls zugelegt, doch fallen inzwischen mit den Rezessionsängsten die Ölpreise kräftig um bis zu 4,5 Prozent.
Für Fresenius geht es im DAX um 4,8 Prozent nach oben. Am späten Freitagabend teilte Fresenius mit, dass der derzeitige Unternehmenschef Stephan Sturm Ende September ausscheidet und die Führung an den bisherigen Chef von Fresenius Kabi, Michael Sen, übergibt. Das schürt bei den Anlegern offenbar Fantasie auf bessere Zeiten.
Adidas fallen um 3,3 Prozent. Mit einem von dem Sportartikelunternehmen ebenfalls angekündigten Vorstandswechsel habe dies aber nichts zu tun, heißt es im Handel. CEO Kasper Rorsted will 2023 aus seinem Amt ausscheiden und für einen reibungslosen Übergang sorgen. Bis der Nachfolger stehe, sorge das natürlich für etwas Ungewissheit, aber die Ankündigung an sich spreche für eine vernünftige Nachfolgeplanung, sagt ein Händler.
Encavis klettern 0,9 Prozent, nachdem der Kauf von drei Solarparks in den Niederlanden bekannt gegeben wurde. Volatil geht es bei der Aktien der Online-Apotheke Zur Rose zu. Nach über 7 Prozent Plus notieren sie nun 2,7 Prozent im Minus. Zunächst hatten Presseberichte über einen möglichen Verkauf getrieben, dies sei jedoch angesichts der Marktvolatilität kaum denkbar, heißt es inzwischen im Handel.
Vodafone geben um 1,2 Prozent nach, der bevorstehende Verkauf ihres Geschäfts in Ungarn stützt kaum. Der britische Telekom-Konzern will Vodafone Ungarn für einen Unternehmenswert von 1,77 Milliarden Euro an eine ungarische Staatsholding verkaufen.
Um über 12 Prozent abwärts geht es für Borussia Dortmund. Zum einen haben die Schwarz-Gelben am Wochenende verloren, zum anderen habe die Aktiengesellschaft am Freitag enttäuschende Zahlen vorgelegt, heißt es dazu.
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.656,71 -2,0% -73,61 -14,9% Stoxx-50 3.657,31 -0,4% -14,64 -4,2% DAX 13.237,46 -2,3% -307,06 -16,7% MDAX 26.130,52 -3,2% -854,45 -25,6% TecDAX 3.055,07 -1,8% -54,54 -22,1% SDAX 12.312,41 -2,7% -341,52 -25,0% FTSE 7.537,68 -0,2% -12,69 +2,2% CAC 6.375,24 -1,9% -120,59 -10,9% Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 1,26 +0,04 +1,44 US-Zehnjahresrendite 2,99 +0,02 +1,48 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:23 Uhr Fr, 17:15 Uhr % YTD EUR/USD 0,9974 -0,7% 1,0033 1,0038 -12,3% EUR/JPY 136,92 -0,3% 137,51 137,64 +4,6% EUR/CHF 0,9574 -0,5% 0,9626 1,0421 -7,7% EUR/GBP 0,8465 -0,3% 0,8483 0,8508 +0,7% USD/JPY 137,30 +0,3% 137,07 137,13 +19,3% GBP/USD 1,1783 -0,4% 1,1828 1,1798 -12,9% USD/CNH (Offshore) 6,8707 +0,6% 6,8425 6,8413 +8,1% Bitcoin BTC/USD 21.275,87 -1,2% 21.440,17 21.364,04 -54,0% ROHOEL zuletzt VT-Schluss +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 87,00 90,77 -4,2% -3,77 +21,6% Brent/ICE 92,53 96,09 -3,7% -3,56 +24,2% GAS VT-Schluss +/- EUR Dutch TTF 278,90 257,40 +8,4% +21,50 +234,3% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.738,25 1.747,47 -0,5% -9,21 -5,0% Silber (Spot) 19,01 19,05 -0,2% -0,04 -18,4% Platin (Spot) 875,43 898,03 -2,5% -22,60 -9,8% Kupfer-Future 3,61 3,66 -1,6% -0,06 -18,6% YTD zu Vortagsschluss ===
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August 22, 2022 10:15 ET (14:15 GMT)