LONDON (awp international) - Der Ölkonzern BP senkt das erste Mal seit 10 Jahren die Quartalsdividende. Die Corona-Pandemie hat das Ölgeschäft auf den Kopf gestellt, die Nachfrage sei weiter belastet, weshalb der Konzern im zweiten Quartal einen Milliardenverlust verbuchen müsse. Ausserdem gab BP seine neuen Ziele bekannt, um schneller auf umweltfreundlichere Energien umzustellen.

Die Aktie des Ölkonzerns stieg am Vormittag in London um mehr als 7 Prozent auf 301,68 Pence. Der Ölkonzern habe trotz schwieriger Bedingungen im zweiten Quartal überzeugt, schrieb Analyst Michele della Vigna von der US-Investmentbank Goldman Sachs in einer Einschätzung. Die Dividende werde zwar halbiert, doch durch Aktienrückkäufe begleitet.

Die Aktionäre müssen sich jetzt mit deutlich weniger zufrieden geben: BP zahlt seinen Aktionären für das zweite Quartal nur noch 5,25 US-Cent pro Aktie, im Vorquartal waren das noch 10,5 Cent, wie der Konzern am Dienstag in London mitteilte. Damit liegt die Dividende unter dem Wert, den Analysten erwartet hatten.

Die Bewertungsveränderungen bei Ölreserven ausgeklammert, hat der Konzern im zweiten Quartal einen um Sonderposten bereinigten Verlust von 6,68 Milliarden Dollar eingefahren, nach einem Gewinn von 2,8 Milliarden ein Jahr zuvor. Analysten hatten allerdings ein noch schlechteres Ergebnis erwartet. Ohne diese Bereinigungen und inklusive der Bewertungseffekte bei Vorräten lag der Nettoverlust, der auf die Aktionäre entfällt, unterm Strich bei 16,8 Milliarden Dollar.

BP musste bereits im ersten Quartal dieses Jahres durch den Ölpreisverfall und die gesunkene Nachfrage im Zuge der Coronavirus-Pandemie heftige Gewinneinbussen hinnehmen. Die weltweite Nachfrage nach Öl liege in diesem Jahr voraussichtlich 8 bis 9 Millionen Barrel pro Tag unter dem Bedarf im vergangenen Jahr. Ausserdem sieht BP die Gefahr, dass die Pandemie dauerhafte Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hat und die Energienachfrage über einen längeren Zeitraum schwächer ausfällt.

Die Raffineriemargen blieben im Juli weiter unter Druck. BP hat mit hohen Lagerbeständen zu kämpfen, vor allem die Nachfrage nach Flugkraftstoff sei weiterhin niedrig. Aufgrund der Corona-Pandemie war das Raffinerie-Umfeld in der Branche so schwach wie seit 15 Jahren nicht mehr, wie der Konzern mitteilte.

In diesen unsicheren Zeiten will BP schneller auf klimafreundlichere Energien umsteigen und kündigte an, seine Kohlenwasserstoffproduktion bis 2030 um bis zu 40 Prozent zu kürzen, und gleichzeitig seine Investitionen in kohlenstoffarme Energien deutlich steigern. Diese sollen bis 2030 verzehnfacht werden und jährlich 5 Milliarden Dollar erreichen./knd/men/fba