Nachdem bereits der Uhrenriese Swatch und die Modemarke Burberry im Frühlingsquartal schwere Absatzeinbußen gemeldet hatten, brach nun auch bei Konkurrent Richemont fast die Hälfte des Geschäfts weg. Von April bis Juni sackte der Umsatz um 47 Prozent auf 1,99 Milliarden Euro ab, wie Richemont am Donnerstag mitteilte. Damit beschleunigte sich der Rückgang, der sich in den ersten drei Monaten des Jahres noch auf 18 Prozent belaufen hatte. "In den Zahlen widerspiegelt sich ein beispielloses Ausmaß an Erschütterung", erklärte das Management von Richemont.

Der Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren sowie Zeitmessern der Marken A. Lange & Söhne, Baume & Mercier und IWC litt wie die gesamte Branche unter Ladenschließungen, einer gedrückten Verbraucherstimmung sowie der eingeschränkten Reisetätigkeit. So fehlen in den meisten Ländern die wichtige Kundengruppe der Chinesen. In Europa brachen die Umsätze deshalb um 59 Prozent ein. In China selbst habe das Geschäft dagegen kräftig angezogen, weil die Menschen auf Auslandsreisen verzichteten und stattdessen in der Heimat in Ladengeschäften und im Internet zugriffen. Einen Ausblick legte Richemont nicht vor.

Es sei nun entscheidend, wie sich die Kunden verhielten, wenn die Geschäfte wieder öffneten, erklärte Bernstein-Analyst Luca Solca. "Der große Appetit der chinesischen Verbraucher auf die Topmarken von Richemont wirkt in dieser Hinsicht beruhigend." Weniger zuversichtlich äußerte sich sein Kollege Patrik Schwendimann von der Zürcher Kantonalbank. Im laufenden Geschäftsjahr dürfte der Gewinn kräftig sinken und eine Normalisierung des Geschäfts könnte auf sich warten lassen. Ein Risikofaktor sei vor allem das Geschäft mit Touristen, das rund 40 Prozent zum Umsatz beisteuern dürfte. An der Börse sackten Richemont 5,5 Prozent ab.