BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Brauwirtschaft hat nach übereinstimmenden Branchenschätzungen 2017 weniger Bier verkauft und damit nicht an die drei relativ stabilen Jahre zuvor anknüpfen können. Der Deutsche Brauer-Bund geht in einer ersten Bilanz von einem Absatzminus der Branche von rund 2 Prozent auf 94 Millionen Hektoliter Bier aus. Im Heimatmarkt hätten der verregnete Sommer und Herbst das Geschäft getrübt. Biergarten-Besuche fielen oftmals ins Wasser, teilte der Branchenverband am Donnerstag in Berlin mit. Hinzu komme, dass der Export diesmal keine Impulse gesetzt habe, sondern rückläufig gewesen sei.

Die Branche blicke dennoch optimistisch in die Zukunft, hieß es. "Die Zahl der Brauereien in Deutschland und die Vielfalt der Biere wird in den kommenden Jahren weiter wachsen, auch dank der Craft-Bewegung. 2018 werden große Sportereignisse wie die Fußball-WM für die Branche Impulse bringen. Außerdem entwickelt sich die Nachfrage nach alkoholfreien Bieren, die nicht Teil der amtlichen Bierstatistik sind, positiv", sagte Verbandspräsident Jörg Lehmann laut einer Mitteilung. Daten des Statistischen Bundesamtes kommen noch.

Nach Einschätzung des Branchenmagazins "Inside" schrumpfte der Bierabsatz im Inland um mehr als 2 Prozent. In Deutschland seien etwa 600 Millionen Gläser Bier (0,3 l) weniger getrunken worden als im Jahr 2016, schreibt Herausgeber Niklas Other. Auch die Top-Marken stünden unter Druck. Sieben der zehn größten Biermarken haben dem "Inside"-Ranking 2017 zufolge Absatzrückgänge verzeichnet. Nur das Inland betrachtet seien es sogar acht. "Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einem besseren Sommer und einer erfolgreichen Fußball-WM."

Es sei fraglich, ob der Bierabsatz weiter durch die Aktionspreise im Einzelhandel von knapp zehn Euro für den Kasten Bier angefeuert werde. Other verwies darauf, dass mehrere große Bierhersteller für die kommenden Wochen eine Erhöhung ihre Rampenpreise bei Flaschenbier angekündigt haben. "Der Handel wird die Regalpreise anpassen müssen", meint Other. Kastenpreise von rund zehn Euro seien künftig bei den Top-Marken nicht mehr darstellbar. Die höheren Rampenpreise könnten dazu führen, dass der Kastenpreis im Einzelhandel um mindestens einen Euro steigen werde.

Die Privatbrauereien Krombacher und Veltins, die 2017 zulegten, hatten in den vergangenen Tagen ebenfalls von einem rückläufigen Biermarkt berichtet. Laut der Veltins-Analyse ging der Bierabsatz im Inland 2017 sogar um bis zu 2,5 Prozent zurück. In der Bundesrepublik sei damit so wenig Bier verkauft worden, wie zuletzt im Jahr vor der Wiedervereinigung, nach der es aber 17 Millionen Einwohner mehr gebe. Veltins geht davon aus, dass der Bierkonsum in Deutschland in den kommenden Jahren wegen der alternden Gesellschaft und veränderten Trinkgewohnheiten weiter sinkt. Im Premium-Segment werde es eine Auslese geben. Nicht alle Brauer könnten die nötigen Investitionen stemmen./vd/DP/jha

Unternehmen im Artikel: Carlsberg, Heineken