PARIS (awp international) - Gut laufende Geschäfte in Lateinamerika haben dem französischen Handelskonzern Carrefour im ersten Quartal Rückenwind beschert. Konzernchef Alexandre Bompard sprach von einem "bemerkenswerten" Wachstum, da der von den ersten Corona-Lockdowns betroffene Jahresstart 2020 aussergewöhnlich stark ausgefallen war. Im vergangenen Frühjahr hatte Carrefour von Hamsterkäufen im Zuge der Corona-Pandemie profitiert.

Während der Unternehmensvorstand an seinen im Rahmen seiner Strategie "Carrefour 2022" kommunizierten Zielen festhält, kündigte der Vorstand zudem einen Aktienrückkauf im Umfang von bis zu 500 Millionen Euro in diesem Jahr an. Dies stütze die Aktien an der Börse, wenngleich Analysten mit noch höheren Erlösen gerechnet hatten. Zuletzt legte die Carrefour-Aktie um mehr als dreieinhalb Prozent zu.

Die Konzernerlöse stiegen im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum währungsbereinigt auf vergleichbarer Fläche um mehr als 4 Prozent auf gut 18,5 Milliarden Euro, wie der Supermarktbetreiber am Mittwoch in Paris mitteilte.

Die Jefferies-Analysten zeigten sich besonders vom Wachstum auf dem Heimatmarkt Frankreich beeindruckt. In allgemein schwächeren Brasilien habe Carrefour zudem überdurchschnittlich abgeschnitten. Der Konzern liefere derzeit mit einer Kontinuität gute Resultate ab, wie man sie in den vergangenen Jahren nicht mehr bei Carrefour gesehen habe, lobte Analyst James Grzinic. Dies werde durch den "überraschenden" Aktienrückkauf noch untermauert.

Die Geschäfte brummten für Carrefour insbesondere in Lateinamerika: Die hohe Inflation in Argentinien herausgerechnet, betrug der Zuwachs dort auf vergleichbarer Fläche knapp 16 Prozent. Während Carrefour auch im Heimatmarkt zulegte, ging der Umsatz im restlichen Europa wegen teils neuer Lockdowns zurück. Auch in Asien musste Carrefour Umsatzeinbussen hinnehmen. Dagegen zogen die Online-Verkäufe um über die Hälfte an. Carrefour ist nach eigenen Angaben führend im Geschäft mit Hauslieferungen und will bis Jahresende in 2000 Filialen und Kontaktstellen seine E-Commerce-Dienste anbieten. Um dies zu beschleunigen, arbeitet der Konzern auch mit dem Essenslieferanten Deliveroo zusammen.

Carrefour-Chef Bompard hat dem Konzern vor einiger Zeit einen Umbauplan verordnet. Dabei treibt Carrefour auch sogenannte Wachstumsformate voran und öffnete zum Jahresstart weitere mehr als 550 sogenannter Convenience-Stores, kleinere Läden mit einem eher überschaubaren, oft höherpreisigen Produktangebot.

Erst Ende März hatte sich der Konzern zudem in Brasilien, einem der wichtigsten Märkte Südamerikas, auf den Zukauf des Einzelhändlers Grupo BIG für rund 1,1 Milliarden Euro geeinigt. Verkäufer des drittgrössten brasilianischen Einzelhändlers sind der Investor Advent und der US-Konzern Walmart. Carrefour sieht in der Übernahme hohe Wachstumschancen. Der Kauf muss aber unter anderem noch von den Behörden genehmigt werden. Carrefour geht von einem Abschluss im kommenden Jahr aus.

Auch in anderen Ländern ist Carrefour auf Einkaufstour. Mitte März hatte der Konzern etwa die Übernahme von 172 Covenience-Filialen der spanischen Kette Supersol unter Dach und Fach gebracht. Und in Taiwan gehören nun die Märkte der Wellcome-Gruppe zu den Franzosen./tav/eas/mis