London (Reuters) - Der unter einem hohen Schuldenberg ächzende Kinobetreiber Cineworld erwägt eine Sanierung unter US-Insolvenzrecht.

Der weltweit zweitgrößte Kino-Konzern prüfe entsprechende Optionen, teilte er am Montag mit und schickte damit seine in London notierten Aktien auf einen weiteren Sinkflug. Die Branche leidet unter den Folgen der Corona-Krise und geänderten Sehgewohnheiten der Zuschauer, die vielfach auf dem heimischen Sofa Filme bei Streaming-Diensten schauen und den Gang ins Kino scheuen. Bei Cineworld kommen noch hausgemachte Probleme hinzu.

Das Unternehmen hat einen hohen Schuldenberg angehäuft, Ende 2021 beliefen sich die Verbindlichkeiten auf rund 8,9 Milliarden Dollar. Zudem leidet Cineworld unter einem Mangel an Blockbustern und den damit verbundenen Umsätzen, wie die Kette erst Mitte August beklagt hatte. Trotz der Filmstarts von James Camerons "Avatar 2" und "Top Gun: Maverick" mit Tom Cruise sind über den Sommer hinweg weniger Mega-Produktionen auf die große Leinwand gekommen als normalerweise, einige starten inzwischen direkt bei Streaminganbietern wie Netflix.

Cineworld kommt in zehn Ländern - darunter den USA und Großbritannien - auf mehr als 9000 Leinwände. Im vergangenen Jahr zählte das Unternehmen rund 95 Millionen Kinobesucher nach mehr als 275 Millionen vor der Coronapandemie.

Ein Sanierungsverfahren nach Kapitel 11 (Chapter 11) des US-Insolvenzrechts schützt Unternehmen für eine gewisse Zeit vor dem Zugriff ihrer Gläubiger und erleichtert damit den finanziellen Neustart. Cineworld werde auch nach einem entsprechenden Antrag in den USA seinen Betrieb aufrechterhalten, betonte die Kette.

Analysten sehen nun die Branche im Scheinwerferlicht: Die Probleme bei Cineworld seien eine Warnung für den ganzen Sektor, sagte Sophie Lund-Yates von der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown. Die Cineworld-Aktien brachen um mehr als 25 Prozent ein. Die Papiere der US-Kinokette AMC Entertainment fielen nach einer Art Aktiensplit um mehr als 34 Prozent. Cineworld war auch durch Übernahmen große geworden und hatte damit Schulden angehäuft. 2017 hatte das Unternehmen etwa den Konkurrenten Regal Entertainment für 3,6 Milliarden Dollar geschluckt. Doch nun bleiben die Zuschauer weg.

(Bericht von Yadarisa Shabong und Simon Jessop, bearbeitet von Matthias Inverardi, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)