LONDON/FRANKFURT/MADRID (dpa-AFX) - Enttäuschende Geschäftszahlen haben am Dienstag für lange Gesichter bei den Aktionären der britischen Bank HSBC gesorgt. Die politischen Wirrungen, der Konzernumbau und andere Sonderfaktoren drückten das Institut im Schlussquartal 2016 unerwartet tief in die Verlustzone. Dies sorgte branchenweit für Mollstimmung. Vor allem die Aktienkurse britischer Banken fielen.

Um die Mittagszeit büßte die HSBC-Aktie knapp 7 Prozent ein - damit war sie abgeschlagenes Schlusslicht im Londoner Leitindex FTSE 100 . Allerdings war das Papier in den Monaten zuvor auch sehr gut gelaufen: Zum Wochenauftakt hatte die Aktie den höchsten Stand seit August 2013 markiert; alleine seit dem im Juni 2016 erreichten Tief stand ein Kursplus von gut 80 Prozent zu Buche.

GEWINNEINBRUCH LÄSST MARKTERWARTUNGEN SINKEN

Der Vorsteuergewinn der Briten sei im vergangenen Jahr um fast zwei Drittel eingebrochen und habe die Erwartungen verfehlt, monierte ein Händler. Verantwortlich dafür seien niedrigere Zinserträge und Gebühreneinnahmen gewesen. Gary Greenwood vom Analysehaus Shore Capital Markets zeigte sich ebenfalls enttäuscht von den Jahresresultaten.

Analyst Jason Napier von der schweizerischen Großbank UBS rechnet angesichts des "schwachen Gewinntrends" im Schlussquartal nun mit sinkenden Markterwartungen.

Da die HSBC dank Spartenverkäufen und einer Verringerung der Risiken ihr Kapital deutlich aufpolstern konnte, schüttet sie weiterhin hohe Gewinnbeteiligungen an die Aktionäre aus. Zudem will die Bank den Aktienrückkauf forcieren. Auch sollen die Einsparungen etwas höher ausfallen als bislang angekündigt. Der Aktie half das freilich nicht. Die schwächeren Erträge überlagerten die angekündigten weiteren Aktienrückkäufe, erklärte Goldman-Analyst Martin Leitgeb.

BANKENINDEX EINZIGER VERLIERER IM STOXX EUROPE 600

Im marktbreiten Index Stoxx Europe 600 war der Subindex der Banken mit gut 1 Prozent Minus einziger Verlierer. Die Anteilsscheine der heimischen HSBC-Wettbewerber Standard Chartered und Royal Bank of Scotland verloren 1 beziehungsweise 0,5 Prozent.

Besser hielten sich die Titel der nichtbritischen Konkurrenz. Für die Papiere von Banco Santander und BBVA aus Spanien ging es nur moderat bergab. Gleiches galt im deutschen Leitindex Dax für die Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank ./gl/tih/das

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---