FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einem überraschend guten Jahresauftakt hat die Commerzbank auf ihrem Umbaukurs zuletzt einige Rückschläge zu verdauen gehabt. Rund 200 Millionen Euro schreibt der Frankfurter MDax-Konzern im zweiten Quartal wegen der abgeblasenen Auslagerung der Wertpapierabwicklung ab. Zudem werden Rückstellungen für das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) zu Bankgebühren das Ergebnis schmälern. Ob es unter dem Strich zumindest auf Halbjahressicht dennoch zu schwarzen Zahlen gereicht hat, will das Institut an diesem Mittwoch (4.8.) mitteilen.

Analysten erwarten für das zweite Quartal im Schnitt sowohl vor als auch nach Steuern einen Verlust von gut 500 Millionen Euro. Auch für das Gesamtjahr 2021 gehen die Beobachter von roten Zahlen aus. Der Vorstand hatte sich nach der Rückkehr in die Gewinnzone im ersten Quartal zuversichtlicher gezeigt, dass auch im Gesamtjahr nicht nur im Tagesgeschäft, sondern auch unter dem Strich schwarze Zahlen möglich sind.

Doch die jüngsten Belastungen könnten die Hoffnung zunichtemachen. Die Auslagerung der Wertpapierabwicklung hatte die Commerzbank noch unter dem damaligen Vorstandschef Martin Zielke im Jahr 2017 angeschoben. Nun wurde ein möglicher Deal mit der britischen Großbank HSBC abgesagt, Zielkes Nachfolger Manfred Knof stoppte das bereits mehrfach verzögerte Großprojekt im Juli mit sofortiger Wirkung. Zur Begründung hieß es: Das deutlich gewachsene Handelsvolumen und die technologische Weiterentwicklung ermöglichten es der Commerzbank, die Wertpapierabwicklung profitabel fortzuführen.

Auf weitere Belastungen hat sich das Institut, dessen größter Anteilseigner der deutsche Staat ist, infolge des BGH-Urteils zu Bankgebühren von Ende April eingestellt. Das Urteil werde zu einer Rückstellung "im mittleren zweistelligen Millionenbereich" führen, die im zweiten Quartal 2021 gebucht werde, sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp Mitte Juni. Der BGH hatte entschieden, dass Banken bei Änderungen von Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) die Zustimmung ihrer Kunden einholen müssen (Az.: XI ZR 26/20). Viele Bankkunden können nun einen Teil zu viel gezahlter Gebühren zurückfordern.

Der Vorstand halte gleichwohl an der Prognose fest, im Gesamtjahr die Erträge - also die gesamten Einnahmen - im Vergleich zum Vorjahr zu steigern, sagt Orlopp, die seit Mitte Juni auch Vize-Chefin des Konzerns ist. Im vergangenen Jahr hatte das Institut rund 8,2 Milliarden Euro Erträge erzielt, Analysten gehen für das Gesamtjahr 2021 von gut 8,3 Milliarden Euro Erträgen aus. 2019 hatte der Wert noch bei gut 8,6 Milliarden Euro gelegen.

Nach Personalquerelen und Milliardenverlust 2020 drückt der seit Jahresbeginn amtierende Vorstandschef Knof beim Konzernumbau aufs Tempo. Bis Ende 2024 soll die Zahl der Vollzeitstellen konzernweit von etwa 39 500 auf 32 000 verringert werden, das Filialnetz in Deutschland wird von 790 auf 450 Standorte fast halbiert. "Wir wollen beim Stellenabbau zügig vorankommen", bekräftigte Knof bei der Hauptversammlung im Mai.

Beginnend im Oktober will die Commerzbank noch in diesem Jahr 240 Filialen in Deutschland dichtmachen. Ziel des Managements ist, bis Ende 2024 die gesamten Kosten auf 5,3 Milliarden Euro zu drücken, was rund 20 Prozent weniger wären als 2020./ben/DP/he