Frankfurt (Reuters) - Die Commerzbank hält nach einem Gewinnsprung im Auftaktquartal an ihrem Dividendenversprechen und ihren Jahreszielen fest.

"Die starke Ertragsentwicklung im ersten Quartal ist ein klarer Beleg, dass unsere 'Strategie 2024' greift", erklärte Bankchef Manfred Knof am Donnerstag zur Vorlage der Geschäftszahlen für das erste Quartal. Deutschlands zweitgrößte Privatbank erwirtschaftete einen Nettogewinn von 298 Millionen Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie die 133 Millionen Überschuss vor Jahresfrist. Der Nettogewinn liegt zudem etwas über dem Ende April vorgelegten vorläufigen Ergebnis. Hierfür waren Steuergründe verantwortlich

"Der gute Jahresstart bestätigt unsere Erwartung, dass wir 2022 ein Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde Euro schaffen werden", erklärte Knof. Die Bank sei weiterhin fest entschlossen, für dieses Jahr eine Dividende zu zahlen. "Unsere starke Kapitalbasis gibt uns dafür den notwendigen Spielraum." Unter seiner Führung wurde beim Geldhaus ein massiver Umbau eingeleitet, um das Institut wieder auf einen stabilen Gewinnkurs zu führen. Von den einst rund 1000 Filialen sollen am Ende noch 450 bestehen bleiben. Rund 10.000 Stellen sollen gestrichen werden. Die Bank war im vergangenen Jahr in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt.

Die Erträge im ersten Quartal nahmen binnen Jahresfrist um 12 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zu. Dabei stach im Privatkundengeschäft besonders die polnische Tochter mBank hervor, die von den Leitzinserhöhungen im Land profitierte. Ihr Zinsüberschuss kletterte um 86 Prozent. Die Privatkundensparte baute insgesamt ihre Erträge im Auftaktquartal um elf Prozent aus. Im Firmenkundengeschäft nahmen die Erträge um zwölf Prozent zu. Die Bank habe die bislang abschätzbaren Belastungen aufgrund des Ukraine-Kriegs mehr als auffangen können, erklärte Finanzchefin Bettina Orlopp. Die harte Kernkapitalquote (CET1) lag im ersten Quartal bei 13,5 Prozent nach 13,4 Prozent vor Jahresfrist.

DEUTLICH MEHR RISIKOVORSORGE

Im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg erhöhte die Bank ihre Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle kräftig. Mit 464 Millionen Euro im ersten Quartal hat sie sich binnen Jahresfrist mehr als verdreifacht. Ihr Nettoengagement in Russland verringerte die Bank seit Mitte Februar bis Ende April um 36 Prozent auf unter 1,2 Milliarden Euro. Das Neugeschäft in Russland habe die Commerzbank eingestellt, sagte Knof. Deutsche und internationale Bestandskunden würden dort unter Einhaltung der Sanktionen aber noch weiter begleitet.

Knot stellte zudem eine Abkehr von den Strafzinsen für die Kunden in Aussicht, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende eingeleitet hat. "Wenn die EZB reagiert, dann können und werden auch wir schnell reagieren," sagte er. Bislang habe die EZB aber noch keine Zinsentscheidung getroffen. Die Commerzbank beobachte die Situation. Bei der Commerzbank waren zuletzt für Neukunden ab einer Konto-Grenze von 50.000 Euro Minuszinsen - auch als Verwahrentgelte bezeichnet - fällig. Die Konkurrentin ING Deutschland will in wenigen Wochen für praktisch alle Privatkunden hierzulande keine Strafzinsen mehr verlangen. Experten gehen derzeit davon aus, die EZB im Juli die Zinswende einleiten könnte. Angesichts eines Einlagezinses der EZB von derzeit minus 0,5 Prozent hatten zahlreiche Banken Strafzinsen eingeführt. Letztmalig hatte die EZB 2011 Schlüsselzinsen angehoben.