Frankfurt (Reuters) - Die Commerzbank will zurück in den Dax und hat deshalb vor der Entscheidung zur Zusammensetzung des deutschen Leitindex für 2022 ein positives operatives Ergebnis veröffentlicht.

Demnach verdiente das Institut im vergangenen Jahr vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 3,37 Milliarden Euro. "Wir haben uns dazu entschieden, das Ebitda der Commerzbank für das Jahr 2022 bereits jetzt zu veröffentlichen, um die Unternehmen der Deutschen Börse in die Lage zu versetzen, uns mit nunmehr zwei verlustfreien Jahren in Folge als Nachfolgekandidat für Linde im Dax 40 berücksichtigen zu können", erklärte Finanzchefin Bettina Orlopp am Montag. Der deutsch-amerikanische Gasekonzern Linde scheidet zum 27. Februar aus dem Dax aus, den Nachfolger will die Deutsche Börse am 17. Februar bekanntgeben. Ein positives Ebitda in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren ist eines der Kriterien der Deutschen Börse für die Aufnahme in den Index der 40 größten deutschen börsennotierten Firmen. Daran war eine Wiederaufnahme der Commerzbank zuletzt gescheitert.

Das Vorsteuerergebnis lag laut der Mitteilung der Bank 2022 bei zwei Milliarden Euro und damit weit über den 105 Millionen, die das Institut 2021 erzielte. Die Abschreibungen und Wertminderungen, zu denen die Bank keine Details nennen wollte, beliefen sich auf 516 Millionen Euro. 2022 drückten nach früheren Angaben Abschreibungen bei der polnischen Tochter mBank den Gewinn der Commerzbank. Diese Belastungen stehen im Zusammenhang mit einer geänderten Gesetzgebung in Polen, der es Kreditnehmern erlaubt, ihre monatlichen Ratenzahlungen für Hypothekenkredite mehrere Male auszusetzen. Ihren ausführlichen Quartalsbericht will die Commerzbank am 16. Februar veröffentlichen.

Die Deutsche Börse verliert mit Linde ihren mit Abstand größten Wert im Leitindex Dax. Der Gasekonzern hatte sich für einen Rückzug von der Frankfurter Börse entschieden und dies mit dem Mehraufwand bei der Bilanzierung und Bewertungsfragen begründet. Die Entscheidung hatte eine Debatte über die Konkurrenzfähigkeit des deutschen Finanzplatzes im internationalen Vergleich ausgelöst.

Die Commerzbank hatte im September 2018 ihren Platz im damaligen Dax 30 wegen des stark gesunkenen Aktienkurses räumen müssen. Ein Konkurrent im Rennen um den Aufstieg in die erste Börsenliga ist der Rüstungskonzern Rheinmetall. Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine hat Rheinmetall zahlreiche Aufträge eingeheimst, die Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten um 140 Prozent zugelegt. Die Commerzbank-Aktie gewann im selben Zeitraum rund 35 Prozent. Entscheidend für den Dax-Aufstieg ist neben der Erfüllung des Gewinnkriteriums die Marktkapitalisierung des Streubesitzes. Hier lag die Commerzbank der Börse zufolge Anfang Januar knapp vor Rheinmetall. Ausschlaggebend ist aber die Rangfolge im Februar.

(Bericht von Marta Orosz und Tom Sims, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)