Frankfurt/München (Reuters) - Inmitten der Energiekrise kehrt der Energietechnik-Konzern Siemens Energy in die erste deutsche Börsenliga zurück. Das Unternehmen, das den Dax erst vor einem halben Jahr verlassen musste, ersetzt in zwei Wochen - zum 19. September - den Lebensmittel-Lieferdienst Hellofresh, wie die Deutsche Börse am Montagabend nach der turnusmäßigen Überprüfung der Index-Zusammensetzung mitteilte. Die Hellofresh-Aktien, die von der Corona-Pandemie mit geschlossenen Lokalen und Homeoffice massiv profitiert hatten, sind in diesem Jahr um fast zwei Drittel eingebrochen. Das Startup-Unternehmen ist an der Börse nur noch gut vier Milliarden Euro wert.

Siemens Energy notieren zwar ebenfalls deutlich unter dem Kurs, zu dem sie im März aus dem Index der wichtigsten 40 Werte an der Deutschen Börse geflogen waren. Der Hersteller von Kohle- und Gas-Kraftwerken hat den Kurs aber stabilisiert, nachdem er die Komplett-Übernahme der angeschlagenen spanischen Windkraft-Tochter Siemens Gamesa angekündigt hat.

Für die Index-Mitgliedschaft maßgeblich ist die Rangliste nach der Marktkapitalisierung des Streubesitzes. Basis für die bevorstehenden Verschiebungen war der letzte Durchschnittskurs im August. Seit der Index-Reform nach der Wirecard-Pleite gelten für den Dax-Aufstieg zusätzliche Regularien: Unter anderem muss ein Aufstiegskandidat zwei Jahre in Folge ein positives operatives Ergebnis (Ebitda) vorgelegt haben. Daran dürfte die Commerzbank gescheitert sein, die als Rückkehrer in den Dax gehandelt worden war. Sie kommt zwar auf einen höheren Börsenwert des Streubesitzes als Siemens Energy, hatte aber 2020 operativ noch Verlust geschrieben. Auch der im Juni aus dem Dax abgestiegene Lieferdienst Delivery Hero weist noch kein positives Ebitda aus.

Aus dem Nebenwerteindex MDax steigt wie erwartet der Gas-Importeur Uniper ab, der infolge der stockenden Erdgas-Lieferungen aus Russland und der Marktverwerfungen in große Turbulenzen geraten ist. Auch der Immobilienkonzern Grand City Properties und der IT-Dienstleister Cancom rutschen vom MDax in den Kleinwerteindex SDax ab. Dafür steigen der jüngst fusionierte deutsch-amerikanische Netzwerk-Spezialist Adtran Holdings, der mehrheitlich zur französischen Forvia gehörende Autozulieferer Hella und der Federn-Spezialist Stabilus in den MDax auf.

Aus dem SDax fallen vier Unternehmen heraus, allen voran der angeschlagene Immobilien-Investor Adler Group sowie - jeweils nach Übernahmen durch Finanzinvestoren - der Immobilien-FInanzierer Aareal Bank und der Einkaufszentren-Investor Deutsche Euroshop sowie der Büroausstattungs-Versender Takkt aus Stuttgart. Neu im Index sind drei Unternehmen, die von der Energiewende profitieren könnten: Der Windanlagen-Bauer Nordex, der Wind- und Solarpark-Entwickler Energiekontor und der Bioethanol-Produzent CropEnergies, der zur Südzucker-Gruppe gehört. Zurück im SDax ist außerdem der Graphit- und Karbon-Spezialist SGL Carbon.

(Bericht von Stefanie Geiger und Alexander Hübner, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)