BERLIN (dpa-AFX) - Die Lage für deutsche Unternehmen hat sich zuletzt etwas entspannt - doch nicht zuletzt der Fachkräftemangel bereitet vielen Firmen Sorge. Die Energiepreise seien auf hohem Niveau zurückgegangen und Lieferengpässe hätten sich an vielen Stellen aufgelöst oder zumindest deutlich verbessert, teilte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) am Montag mit. Dennoch bleiben die Unternehmen bei der Bewertung der eigenen wirtschaftlichen Situation und insbesondere bei ihren Geschäftserwartungen für die Zukunft skeptisch, wie aus der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage unter 21 000 Unternehmen hervorgeht.

Ein knappes Viertel der befragten Betriebe geht demnach von schlechteren Geschäften in den kommenden zwölf Monaten aus. Lediglich 18 Prozent rechnen mit einer Verbesserung der Lage. Damit haben sich die Erwartungen der Wirtschaft im Vergleich zur vorigen Umfrage Anfang dieses Jahres zwar etwas verbessert. Auf einen umfassenden wirtschaftlichen Aufschwung deuteten die Ergebnisse aus Sicht der Kammer allerdings nicht hin.

Eine Hauptsorge bleiben die hohen Energiekosten. Trotz der vorläufigen Entspannung auf den Terminmärkten gehen viele Unternehmen der Umfrage zufolge davon aus, dass das nicht auf Dauer so bleibt. "Die Versorgungslage bleibt weiterhin unsicher, insbesondere mit Blick auf den nächsten Winter", heißt es von der DIHK. "Insgesamt bleiben Energie- und Rohstoffpreise das am häufigsten genannten Geschäftsrisiko."

Auch der Fachkräftemangel treibt die befragten Betriebe um. Rund 62 Prozent der befragten Unternehmen nannten ihn als wirtschaftliches Risiko. "Im Dienstleistungssektor wird der Fachkräftemangel mittlerweile wieder als häufigstes Risiko genannt und hat dabei das Risiko der Energie- und Rohstoffpreise überholt", hieß es.

Erst vor wenigen Tagen war eine Forsa-Umfrage unter mittelständischen Unternehmen im Auftrag der Commerzbank zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Fast drei Viertel (74 Prozent) der 1500 befragten Unternehmen nannten das Thema Arbeits- und Fachkräftemangel dabei als aktuell größte Herausforderung.

In der Folge bleiben die von der DIHK befragten Unternehmen insbesondere bei Investitionen zurückhaltend. Demnach planen zwar rund 28 Prozent der Betriebe, ihre Investitionen künftig auszuweiten. Zugleich wollen laut DIHK 24 Prozent ihre Investitionen verringern. "Ein solches Investitionsniveau reicht nicht aus, um die Verluste aus den Corona-Jahren auszugleichen", teilte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben mit.

Dabei spielen auch die deutlich gestiegenen Zinsen eine Rolle. "Zum einen verteuert sich dadurch die Refinanzierung bestehender Kredite, zum anderen kosten neue, kreditfinanzierte Betriebsmittel und Investitionen mehr", hieß es. "Es ist zu befürchten, dass Investitionsvorhaben teilweise unrentabel werden und damit ganz unterbleiben."

Die Industrie- und Handelskammer pocht auf die Unterstützung der Politik, insbesondere beim Außenhandel. "Sowas wie Mercosur wäre schon eine tolle Sache", sagte Ilja Nothnagel aus der DIHK-Hauptgeschäftsführung am Montag mit Blick auf das lateinamerikanische Freihandelsabkommen. "Ein Großteil der Unternehmen unterstützt das auch, dass sie da einen neuen Absatzmarkt aber auch einen neuen Lieferanten bekommen."/maa/hrz/tam/DP/ngu