--Orcel: Könnten uns bei Ablehnung der Regierung auch zurückziehen

--Unicredit überrascht über ablehnende Haltung nach Commerzbank-Anteilskauf

--Commerzbank: Gab keine Gespräche in den vergangenen zwei Jahren

(NEU: Stellungnahme der Commerzbank, weitere Aussagen Orcel)

Von Stefanie Haxel und Matthias Goldschmidt

DOW JONES--Der Chef der italienischen Großbank Unicredit, Andrea Orcel, macht die geplante Übernahme der Commerzbank von den Gesprächen mit der neuen Bundesregierung abhängig. "Ohne die Unterstützung einer so wichtigen Institution wie der Bundesregierung wird es schwer", sagte Orcel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die bisherige Bundesregierung unter dem amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz hatte Unicredit für die Erhöhung ihres Commerzbank-Anteils auf rund 28 Prozent kritisiert und sich für die weitere Unabhängigkeit der Commerzbank ausgesprochen.

"Ich würde doch erwarten, dass wir unsere Sicht der Dinge darstellen können", sagte Orcel der Zeitung. "Ich hoffe auf den Sommer. Insgesamt sollten wir spätestens Ende des Jahres wissen, woran wir sind."

Orcel bekräftigte in dem Interview mit der FAZ das andauernde Interesse an der Commerzbank, sagte aber auch in Bezug auf die Ablehnung einer Übernahme durch die Regierung: "Wenn das zu keiner Änderung führt, könnten wir uns auch wieder zurückziehen."

Über die Ablehnung der Bundesregierung und der Commerzbank sei er überrascht gewesen. Unicredit habe sowohl mit den Institutionen in Deutschland als auch mit dem Topmanagement der Commerzbank immer wieder Gespräche geführt. "Wir sprechen nicht von vereinzelten Treffen, sondern von einer zweistelligen Zahl, auch mit konkreten Inhalten."

Commerzbank wertet Unicredit-Vorstoß weiter als feindlich

Die Commerzbank teilte mit, es habe vor dem Einstieg der italienischen Bank kein Gespräch zwischen dem Unicredit-Management und dem Commerzbank-Management über eine mögliche Kombination in den letzten zwei Jahren gegeben. "Das Vorgehen, unabgestimmt eine wesentliche Position auf- und auszubauen, ist als feindlich anzusehen." Dennoch habe man stets Gesprächsbereitschaft signalisiert und würde im Interesse aller Stakeholder einen Vorschlag der Unicredit prüfen. "Doch nach wie vor liegt uns kein Vorschlag vor. Nur ein Vorschlag in Bezug auf wirtschaftliche und strukturelle Parameter einer Transaktion könnte eine Grundlage für Gespräche sein."

Unicredit habe mit ihrem Vorgehen "unnötigerweise viele Stakeholder gegen sich und eine mögliche Transaktion aufgebracht", so die Commerzbank weiter. Daher sei es die Aufgabe des Vorstandes sicherzustellen, "dass die Interessen der Aktionäre und des Unternehmens trotz dieser Vorgehensweise weiterhin bestmöglich gewahrt bleiben".

Unicredit-Chef Orcel sagte in dem Interview, ihm sei "nicht ganz klar, ob das Commerzbank-Management seine eigenen Präferenzen verfolgt oder tatsächlich die ihrer Interessengruppen, denen sie verpflichtet ist".

Ihm gehe es darum, mit dem Management der Commerzbank zu klären, "was die Absichten sind, welche Alternativen es gibt oder wer welche Bedenken hat. In dem Moment, in dem ein formelles Angebot abgeschickt wird, ist es festgezurrt, dann ist es öffentlich. Dann gehen die Dinge ihren Gang. Dann gibt es nicht mehr viel zu verhandeln."

Jenseits aller Emotionen und Schuldzuweisungen gebe es mit der HVB und der Commerzbank zwei Banken, die sich sehr auf den Mittelstand konzentrieren und dort sehr ähnliche Marktanteile haben. "Sie sind aber in sehr unterschiedlichen Regionen Deutschlands präsent. Wir reden hier nicht von einer klassischen Fusion mit signifikanter Überlappung von Kunden und Netzwerken. Es gibt hier einen sehr hohen Grad an Komplementarität."

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January 22, 2025 11:51 ET (16:51 GMT)