FRANKFURT (dpa-AFX) - Bei der Suche nach einem neuen Commerzbank-Chef erwartet die Gewerkschaft Verdi Anfang September den nächsten Schritt. Dann könnte der Anfang August berufene Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter einen Zeitplan präsentieren, wie die Nachfolge des scheidenden Vorstandsvorsitzenden Martin Zielke geregelt werden soll. Der Manager hatte nach heftiger Kritik von Investoren seinen Rücktritt angeboten, spätestens zum 31. Dezember 2020 wird Zielkes Vertrag als Chief Executive Officer (CEO) aufgelöst.

"Es muss noch in diesem Jahr ein neuer CEO gefunden werden - je zügiger, desto besser", betonte Aufsichtsratsmitglied Stefan Wittmann am Freitag. "Aber Sorgfalt geht vor Schnelligkeit", sagte der Verdi-Vertreter. Der Aufsichtsrat des Frankfurter MDax-Konzerns kommt am 2. September zu seiner nächsten regulären Sitzung zusammen.

Dass dann schon eine Entscheidung zur Zielke-Nachfolge getroffen wird, halten Beobachter für unwahrscheinlich - zumal Großaktionär Cerberus auf weitere Veränderungen im Aufsichtsrat dringt und der künftige Vorstand eine Verschärfung des Sparkurses wird umsetzen müssen. Als aussichtsreiche interne Kandidaten für den Vorstandsvorsitz gelten Finanzvorständin Bettina Orlopp sowie Firmenkundenvorstand Roland Boekhout, ehemals Chef der Direktbank ING-Diba (heute ING Deutschland).

Wittmann mahnte, der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Zielke müsse "eine gewisse Karenzzeit" bekommen, ehe eine neue Strategie präsentiert werde. Der Verdi-Vertreter geht davon aus, dass die Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern über den künftigen Kurs der Bank und die sich daraus ergebenden Einschnitte beim Personal frühestens Anfang 2021 beginnen werden.

Zielke hatte eingeräumt, dass die im vergangenen Herbst beschlossenen Maßnahmen nicht durchschlagend genug waren, um die Commerzbank im Zinstief profitabler zu machen. Der US-Fonds Cerberus - nach dem Bund zweitgrößter Aktionär des Instituts - hatte der Führung der Commerzbank vorgeworfen, "über Jahre eklatant versagt" zu haben./ben/DP/stw